Wenn es so etwas wie den Mr. Triathlon in Österreich gibt, dann ist es wohl Herwig Grabner.
Der Oberösterreicher ist dem Triathlon-Sport bereits seit über drei Jahrzehnten verbunden: Die eine Hälfte dieser Zeit als aktiver Athlet, die andere als Funktionär.
Seit 2005 zieht Grabner im Österreichischen Triathlon-Verband die Fäden und hat die rasante Entwicklung sowie die Veränderung seiner Sportart hautnah miterlebt.
Warum das nötig ist, was genau dahinter steckt und wieso er sich auf die diesjährigen Sport Austria Finals powered by Intersport & Graz Holding speziell freut, erklärt der ÖTRV-Generalsekretär im Interview.
Herwig, du bist nun schon seit über 17 Jahren beim Österreichischen Triathlon-Verband tätig: Kannst du dich noch erinnern, wann du das erste Mal mit Triathlon in Berührung gekommen bist?
Herwig Grabner: Dadurch, dass ich selbst Triathlet war, ist das im Endeffekt doppelt so lange her. Ich habe 1988 meinen ersten Triathlon, den Attersee-Triathlon, bestritten. Das war mein erster Berührungspunkt zum Triathlon-Sport.
Für eine professionelle Laufbahn hat es nicht gereicht?
Grabner: Ich war schon Leistungssportler und habe auch Europacups bestritten. Ich war ein ambitionierter Athlet, aber für die Olympischen Spiele hat es dann doch nicht gereicht.
War es dann quasi vorgezeichnet, dass du ihm Triathlon-Verband landen wirst?
Grabner: Grundsätzlich war es nicht vorgezeichnet. Es hat sich durch Kate Allens Olympiasieg 2004 ergeben. Dadurch flossen viele Sportfördergelder in den Triathlon-Sport und man konnte sich den ersten hauptamtlichen Mitarbeiter leisten. Damit war der Weg für mich geöffnet. Ich habe mich beworben und bin seit 2005 beim Verband.
Zuerst warst du Sportdirektor, oder?
Grabner: Genau. Ich war auch Rechnungsprüfer, danach Sportdirektor und nun Generalsekretär. Zuerst vier Jahre in einer Doppelfunktion, bis Robert Michlmayr 2009 zu uns gestoßen ist und das Amt des Sportdirektors übernommen hat.
Kannst du dir überhaupt ein berufliches Leben ohne Triathlon vorstellen?
Grabner: Es gibt immer wieder Optionen bzw. andere Möglichkeiten, aber nachdem mich der Sport noch immer fasziniert und ein enormes Entwicklungspotenzial hat, fühle ich mich beruflich sehr gut aufgehoben. Man muss immer schauen, dass man sich weiterentwickelt und das ist hier gegeben.
Was macht für dich die Faszination Triathlon aus?
Grabner: Grundsätzlich der Zusammenschluss der drei Grundsportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen. Das sind Disziplinen, die jeder betreiben kann und wo man keine große Vorkenntnis braucht. Mit Ausnahme vom Schwimmen, wo man ein paar technische Skills benötigt. Es gibt auch verschiedene Formate und Distanzen, das heißt, es ist für jede Zielgruppe etwas dabei – vom Kind bis zum Langdistanz-Triathleten. Für mich besteht außerdem die Faszination darin, dass Triathlon auch eine Reisesportart ist. Sprich, man kommt viel herum und lernt viele Länder kennen. Man kann den Sport mit Reiselust und Lifestyle verbinden, demzufolge boomt der Sport auch richtig.
Gibt es von den drei Sportarten eigentlich eine, mit der alle kämpfen? Ich habe mal gehört, dass das Schwimmen für die Meisten eine große Herausforderung ist.
Grabner: Ja, das Schwimmen ist schon die größte Herausforderung. Nicht nur das Schwimmen selbst, sondern auch das Starten in einer größeren Gruppe von Menschen. Man fühlt sich im Wasser wie in einer Waschtrommel. Da haben doch einige Respekt davor. Dahingehend hat uns Corona etwas geholfen, weil wir zu Einzelstarts übergegangen sind. Dadurch konnte vielen die Angst vor dem Start genommen werden. Es ist sicher ein Format, das Zukunft hat.
Triathlon ist ja nicht gleich Triathlon, da gibt’s ja verschiedene Formate bzw. Distanzen: Kannst du vielleicht kurz erklären, welche das sind?
Grabner: Im Triathlon gibt es zwei Hauptformate. Einmal die Olympische Distanz, mit 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen. Für uns im Verband ist das die wichtigste Disziplin. Dann gibt es noch die Mittel- und Langdistanz-Bewerbe, die auch touristisch sehr interessant sind und die Massen anziehen.
Gerade bei der Langdistanz stellt sich mir die Frage, ob das wirklich noch ein Genuss oder nur noch Qual ist …
Grabner: Natürlich ist es schon sehr aufwändig und kräftezehrend. Gerade der Marathon am Ende ist für viele ein Thema. Aber wenn man sich das Ding gut einteilt und gut vorbereitet ist, ist das alles machbar. Es sagt zwar jeder, der einen Langdistanz-Triathlon absolviert hat, dass es extrem hart, aber auch eine der tollsten Erfahrungen in seinem Leben war. Ich kann es nur jedem empfehlen, einen Triathlon zu probieren – am besten eine Kurzdistanz, um mal reinzuschnuppern. Für viele ist es eine enorme Veränderung, weil man dadurch fitter und stärker wird und positiver in die Zukunft geht.
Was hat sich in den vergangenen 17 Jahren alles verändert? Hat sich überhaupt viel verändert?
Grabner: Verändert hat sich, dass der Sport immer dynamischer wird. Er wird immer schneller und kürzer. Das ist natürlich dem TV geschuldet, das immer neue Formate fordert. Es gibt mittlerweile ein ganz neues Format – die Super League. Da findet der Triathlon überhaupt nur mehr in der Halle statt. Zuerst wird im Schwimmbad geschwommen, dann virtuell ein Radrennen gefahren und am Ende am Laufband gelaufen. So wird versucht, das E-Sports-Thema in den Triathlon-Sport zu integrieren. Im Endeffekt will man auch neue Formate in ein Olympisches System bringen, damit es künftig mehr Medaillen-Entscheidungen im Triathlon gibt. Ähnlich wie das im Biathlon vor Jahren gemacht wurde. Ansonsten hat sich in Sachen Technik, gerade im Radsport, enorm viel verändert. Das sind mittlerweile hochfuturistische Sportgeräte.
Was sind aktuell die größten Projekte, die du vorantreiben willst?
Grabner: Generell ist das Thema Trainerausbildung ein ganz wichtiges. Wir haben gerade ein neues Trainer-Lizenzierungssystem in Ausarbeitung, weil wir doch schon über 400 ausgebildete Trainer und Instruktoren haben, die im nächsten Schritt lizensiert werden. Außerdem ist es unser Ziel, künftig wieder eine EM oder WM in Österreich zu haben. Auch sehr wichtig für uns ist das Gender-Thema. Der Triathlon-Sport ist wie jeder Ausdauersport sehr Männer-lastig und wir versuchen die derzeitige Quote von 70:30 anzupassen. Dazu gibt es bei uns ein eigenes Projekt, um sukzessive mehr Frauen in den Triathlon-Sport zu bringen.
Wie sehr habt ihr unter der Corona-Pandemie gelitten?
Grabner: Es waren natürlich auch für uns zwei ganz schwierige Jahre. Normalerweise haben wir in Österreich rund 100 Veranstaltungen pro Jahr. 2020 hatten wir 20 Veranstaltungen, 2021 knapp 50. In diesem Jahr kommen wir wieder annähernd auf ein normales Maß. Das hat uns schon sehr weh getan. Immerhin waren wir einer der ersten Verbände, die wieder Wettkämpfe durchführen konnten. Die Leute konnten zum Glück auch immer trainieren, sodass wir dahingehend keinen verloren haben.
In wenigen Wochen beginnt die zweite Auflage der Sport Austria Finals powered by Intersport & Holding Graz. Was ist von der Premiere 2021 hängengeblieben?
Grabner: Ich finde es grundsätzlich sehr positiv, dass es diesen Zusammenschluss gibt und man zeigt, wie vielfältig der Sport in Österreich ist. Es war für mich auch bewundernswert, dass man es 2021 in einer schwierigen Phase so durchgezogen hat. Wir waren ja leider nicht dabei, was aber an uns lag, da wir für die Premiere noch nicht das richtige Format gefunden hatten. Umso schöner ist es, dass wir heuer dabei sind.
Was sind die Erwartungen für 2022?
Grabner: Wir sehen uns als Partner von Sports Austria in der Verantwortung, dort dabei zu sein und erwarten uns im Cross-Triathlon eine coole Staatsmeisterschaft. Das wird sicher ein lässiger Event.
Wir danken sehr herzlich für das Gespräch!