OEBGV-Präsident Christian Gobetz erklärt im Interview, warum die Minigolfanlage in Voitsberg einzigartig ist, warum Minigolf mehr als nur eine „Urlaubsbeschäftigung“ ist und was sie sich von den Sport Austria Finals 2022 erwartet.
Seit vielen Jahren sind Sie eine prägende Persönlichkeit im Minigolf. Können Sie sich noch an Ihre Anfänge erinnern?
Christian Gobetz: Die liegen inzwischen schon etwas zurück. Mein Vater hat den Minigolfplatz in Köflach in den 1970er-Jahren aufgebaut und den Verein als Obmann geführt. Ich war also bereits als Kind jeden Tag dort auf den Bahnen unterwegs, bevor ich wettkampfmäßig damit begonnen habe. Nach dem frühen Tod meines Vaters, ich war gerade einmal 12 Jahre alt, hat dann meine Mutter die Fahrten zu den Turnieren übernommen und alles dafür getan, dass ich den Sport weiterhin betreiben konnte. Ihr ist es auch zu verdanken, dass ich dadurch den Sprung ins Jugend-Nationalteam geschafft habe. Später wurde ich ebenfalls Obmann des Vereins in Köflach, bis es dann im Jahr 2013 Ernst wurde mit dem Bau der Minigolf-Anlagen in Voitsberg. Seitdem bin hier Obmann.
Welche Bedeutung hat Minigolf für Sie?
Gobetz: Mich fasziniert dieser Sport sehr und ich denke, die Begeisterung dafür wurde mir schon in die Wiege gelegt. Es war zwar zwischendurch kurz ein Thema, mich mehr dem Fußball zu widmen, mein damaliger Trainer hat mich jedoch vor die Entscheidung zwischen den beiden Sportarten gestellt, da sich beides meistens am Wochenende abgespielt hat. Ich habe mich letztendlich für Minigolf entschieden – und im Nachhinein betrachtet war das die absolut richtige Entscheidung. Durch die Welt- und Europameisterschaften bin ich auf der ganzen Welt herumgekommen, sogar bis nach Asien, das ist schon einmal ein schöner Aspekt. Es sind aber auch die vielen positiven Rückmeldungen unserer Sportlerinnen und Sportler und der anderen Funktionäre, die sehen, wie sehr ich diesen Sport im wahrsten Sinne lebe, weil er mir immer schon wichtig war. Darüber hinaus kann ich beim Minigolf so richtig abschalten, was einen guten Ausgleich zum Alltag darstellt.
Welcher war Ihr schönster/emotionalster Moment?
Gobetz: Rückblickend fallen mir da zwei besondere Momente ein. Der eine war 2013 bei der Weltmeisterschaft in Bad Münder (Anm.: Deutschland), als wir im Teambewerb der Herren mit einem riesigen Rückstand hinter der Schweiz lange auf Platz vier gelegen sind, aber es dann mit einer spitzenmäßigen letzten Runde noch zur Bronzemedaille geschafft haben. Das war eines der absoluten Highlights meiner internationalen Karriere. National sind es auf jeden Fall die zwei Staatsmeistertitel im Einzelbewerb. Auch die drei Staatsmeistertitel mit der Mannschaft, welche wir sogar in Folge gewonnen haben, sind etwas ganz Einmaliges, darauf bin ich besonders stolz.
Sie sind nun schon seit 2015 als Präsident beim Österreichischen Minigolf Sport Verband. Welche Themen stehen bei Ihnen auf der Agenda?
Gobetz: Nach einer Optimierung der Abläufe und einigen Änderungen an internen Strukturen liegt der Fokus nun vor allem auf der Jugendarbeit. Wir haben eine Vertragsvereinbarung mit den drei Dachverbänden geschlossen, die über drei Jahre läuft und es uns ermöglicht, vermehrt Schul- beziehungsweise Jugendprojekte umzusetzen. Dabei sollen Sportlehrerinnen und Sportlehrer angesprochen werden, denen wir im Rahmen von Workshops den Minigolfsport näherbringen und die den Sportunterricht dahingehend gestalten können. Da bei uns alles ehrenamtlich organisiert wird, können wir keine Trainer zur Verfügung stellen, wie das bei anderen Verbänden der Fall ist, aber dafür einiges an Indoor-Equipment für den Turnsaal. Nur so kann es uns gelingen, langfristig junge Talente an die Vereine zu binden.
Minigolf wird oftmals als reine „Urlaubsbeschäftigung“ abgestempelt. Was entgegnen Sie dem?
Gobetz: Wie bei vielen anderen Sportarten erfordert auch der Minigolfsport viel Training und entsprechende Vorbereitungen auf die Wettkämpfe, ist also zeitintensiv – das ist vielen nicht bewusst. Und die meisten Bewerbe finden nach wie vor am Wochenende statt, wo die Jugendlichen lieber fortgehen oder ausschlafen wollen. Zudem ist der Sonntag nach wie vor ein Familientag, deshalb müssen wir vor allem für die jüngeren Athletinnen und Athleten andere Turnierformen suchen und finden, damit sich Freizeit, Familie und Sport besser vereinbaren lassen.
Während viele Verbände von 2019 bis Ende 2021 aufgrund der Corona-Pandemie Mitglieder verloren haben, sind beim ÖMGV die Zahlen fast ident geblieben. Wie erklären Sie sich das
Gobetz: Nach den Lockdowns sind die Minigolfplätze immer regelrecht gestürmt worden. Die Menschen wollten unbedingt wieder etwas an der frischen Luft machen und das hat man an den Frequenzen an sämtlichen Anlagen im Land gesehen. Wir haben dann entsprechend für die Vereine geworben, indem wir die Menschen, vor allem die jüngeren, persönlich angesprochen haben. Aber da muss man dann auch präsent sein und die Leute gezielt einladen. Es war natürlich ein Vorteil, dass Minigolf hauptsächlich im Freien gespielt wird, die Hallensaison hingegen war ja wegen der strengen Auflagen leider komplett zum Vergessen.
Wie sehen Sie die Entwicklung in den letzten Jahren und wo steht Österreich mit seinen AthletInnen im internationalen Vergleich?
Gobetz: Grundsätzlich spiegeln die Team-Ergebnisse am besten das Bild wider, wo der Verband die letzten Jahre und auch aktuell im Vergleich stand beziehungsweise steht. Momentan bewegen wir uns da in den vergangenen Jahren immer zwischen dem dritten und dem fünften Platz. Die Schweden und die Deutschen auf den beiden vorderen Rängen sind aktuell außer Reichweite, bei denen ist aber auch vieles professionell aufgestellt und die Verbände verfügen über viel mehr Ressourcen.
Wohin wird die Reise im heimischen Minigolfsport gehen?
Gobetz: Das ist im Moment etwas schwer zu sagen. Tendenziell entwickelt sich die Altersstruktur nach oben, wir sind aber überaus ambitioniert und wollen den Minigolfsport weiterhin als interessante Sportart für junge Menschen präsentieren sowie den Sport selbst weiterbringen. Es muss uns allerdings gelingen, aus den vielen Freizeitsportlern, die durchaus auf den Anlagen anzutreffen sind, ein paar davon in die professionelle Richtung zu bringen, gerade bei den Kindern und Jugendlichen wäre da sicher Potenzial vorhanden. Aber wenn wir die Kräfte im Verband, die ja vorhanden sind, bündeln, dann bin ich zuversichtlich, dass wir das schaffen werden.
In Voitsberg gibt es sowohl eine In- als auch Outdoor-Anlage, was auch in Europa Seltenheitswert hat. Wie kam es dazu und was versprechen Sie sich von den perfekten infrastrukturellen Bedingungen?
Gobetz: 2014 habe ich ein Projekt in Voitsberg ins Leben gerufen und es wurden daraufhin zwei Außenanlagen gebaut. Wir haben die Minigolf-Anlage hier in Voitsberg dann schnell als Leistungszentrum für Sportlerinnen und Sportler deklariert, das hat uns viele neue Möglichkeiten gegeben. Dann ist irgendwann die Idee gekommen, auch eine Halle zu bauen. Mit der Unterstützung der Stadtgemeinde und dem Tourismusverband haben wir das Förderprojekt bei der EU eingereicht und es ist zu unserer großen Freude auch genehmigt worden. Die Halle ist in Europa einzigartig und hilft uns in der Entwicklung unserer Athletinnen und Athleten – echt eine coole Geschichte, die die Leute beeindruckt und auch wertgeschätzt wird.
In wenigen Wochen beginnt die zweite Auflage der Sport Austria Finals powered by Intersport & Holding Graz. Was sind Ihre persönlichen Erwartungen für 2022 und wie wichtig sind solche Multi-Sportveranstaltungen für den Verband?
Gobetz: Aus Sicht des Verbandes ist es schon einmal sehr positiv, dass wir in diesem Jahr bei den Sport Austria Finals dabei sind. Wir haben am Karmeliterplatz zudem auch einen attraktiven Standort und einige unserer Kaderspieler werden dort fix teilnehmen, weil sie das Aushängeschild für den Verband sind. Wir wollen aber so viele gute Kaderspielerinnen und -spieler in Graz spielen sehen, das ist unser Ziel. Wir haben jetzt 18 mobile Bahnen, die wir extra für diesen Event in Auftrag gegeben haben, werden diese aber in Zukunft gerne auch bei weiteren Sportveranstaltungen aufbauen oder kleinere Show-Bewerbe in ganz Österreich damit abhalten. Bei unserer Premiere bei den Sport Austria Finals wollen wir uns möglichst gut präsentieren und zeigen, dass Minigolf nicht nur Spaß, sondern Spitzensport ist.
Wir danken sehr herzlich für das Gespräch!