Es geht in die Vollen! Nach dem Weltmeistertitel von Lukas Huber Mitte Februar setzte sich Österreich auch bei der Team-WM im kroatischen Varazdin die Kegel-Krone auf. Im Endspiel-Klassiker gegen Deutschland gewann das ÖSKB-Sextett souverän mit 6:2. Damit aber nicht genug: Das Damen-Team holte WM-Silber, musste sich im Finale nur den Gastgeberinnen aus Kroatien geschlagen geben.
Martin Janits, Martin Rathmayer, Lukas Huber, Matthias Zatschkowitsch, Philipp Vsetecka und Lukas Temistokle schrieben im Finale gegen Deutschland österreichische Kegelsport-Geschichte. „Es war der erste Mannschafts-Titel bei einer WM seit 1953, also seit genau 70 Jahren – unglaublich! Wenn man dann noch das Finale gegen Deutschland gewinnt, ist das etwas ganz Besonderes. Uns war bewusst, dass wir um eine Medaille spielen können, aber dass das so läuft, ist einfach nur genial. Im Finale haben wir echt herausragend gespielt, das war schon eine Überraschung – einfach sensationell“, überschlägt sich ÖSKB-Vizepräsident Andreas Lepsi in Superlativen.
Nachsatz: „Wir haben vor einigen Jahren die Strategie geändert und die Arbeit hat sich definitiv gelohnt. Das Niveau wollen wir nun halten. Es war bislang das erfolgreichste Jahr unseres Verbandes.“ Nach dem Sieg in der Champions League der Damen (SK FWT-Composites Neunkirchen), Platz 2 in der Champions League bei den Herren (KSK Union Orth) und WM-Gold von Lukas Huber folgten Gold und Silber bei der Team-WM.
Am seidenen Faden
Für Matthias Zatschkowitsch waren die letzten Wochen eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Anfang Mai hatte sich der Niederösterreicher noch einer akuten Blinddarmoperation unterziehen müssen, die WM-Teilnahme hing bis zuletzt am seidenen Faden. Auf Rat der Ärzte hatte Zatschkowitsch die erste Partie noch ausgelassen, danach fand er trotz zweiwöchiger Pause schnell in seinen Rhythmus: „Es ist schwer in Worte zu fassen. Man fährt zu einer WM, weiß nicht, ob man dort auch spielen kann. Ich war am Anfang echt vorsichtig und habe langsam in meinen Körper hineingespürt, ob ich noch Schmerzen habe. Aber es hat super gepasst. Ich muss die letzten Tage erst einmal sacken lassen. Der Druck ist jetzt komplett abgefallen, wir sind einfach richtig happy. Die Leistung von uns allen war top, die beste Performance haben wir im Finale gezeigt – damit ist eigentlich alles gesagt.“
Der große WM-Wurf
Auf den ersten Blick mag der Weltmeistertitel im Team vielleicht überraschend gekommen sein, doch in den letzten Jahren ist im heimischen Sportkegeln einiges passiert. Und die Leistungskurve zeigt weiter steil nach oben. Weltmeister Lukas Huber erklärt: „Mit meiner Generation, gemeinsam mit Philipp Vsetecka, ist der Kegelsport in Österreich langsam in eine erfolgreiche Richtung gegangen. Mit Matthias Zatschkowitsch & Co. drängen schon die nächsten Top-Athleten nach, die wir sozusagen mitaufgebaut haben. Das ist sehr cool und wir haben mittlerweile eine richtig gute Mannschaft.“
Insofern strahlt für Huber Team-Gold noch heller: „Wir haben gewusst, wenn wir alle fit bleiben, zählen wir sicherlich zu den Mitfavoriten. Der Einzel-Weltmeisterschaftstitel war großartig, aber ein Sieg bei einer Team-Großveranstaltung zählt dann doch mehr. Dass es dann wirklich geklappt hat, ist echt überragend. Mir fehlen immer noch die Worte. Wir haben uns Spiel für Spiel reingekämpft und sind immer stärker geworden. Speziell im mentalen Bereich war das unglaublich, wir haben auf den Punkt unsere Leistung abrufen können. Das ist das Größte, was wir gemeinsam erreichen können. Diesen Team-Spirit nehmen wir neben dem Pokal mit. Ein großes Danke an das ganze Team – einfach ein cooler Haufen!“
ERGEBNISSE
Finale: Deutschland vs. Österreich, 2:6 (10,5:13,5 / 4004:4076)
Halbfinale: Österreich vs. Kroatien, 4:4 (13,5:10,5 / 3924:3903)
Viertelfinale: Österreich vs. Ungarn, 5:3 (13:11 / 3931:3873)
Gruppenphase: Österreich vs. Slowakei, 6:2 (15,5:8,5 / 3851:3729)
Slowenien vs. Österreich, 2:6 (10:14 / 3853:3901)
Österreich vs. Estland, 8:0 (20:4 / 3793:3421)
WM-Silber mit enormem Stellenwert
Neben den Herren überraschten auch die rot-weiß-roten Damen. Julia Huber, Jennifer Kozak, Dominique Rathmayer, Fiona Steiner, Lia Vsetecka und Monika Nguyen zogen bei der Team-WM in Kroatien ins Finale ein. Auch wenn es dort gegen die Favoritinnen aus Kroatien eine klare Niederlage gab, konnten sich am Ende alle über Silber freuen. „Ich bin voll zufrieden, hätte nicht geglaubt, dass wir so weit kommen können“, sagt Julia Huber.
Der Schlüssel zum Vize-Weltmeistertitel sei der Sieg gegen Deutschland in der Gruppenphase gewesen. Huber: „Somit konnten wir einen anderen Weg in der K.o.-Phase gehen, das hat uns geholfen. Die WM war für uns der Wahnsinn, daher können wir auch die Finalniederlage definitiv verkraften. Wir haben bis zum Schluss zusammengehalten und uns gegenseitig gepusht. Wir haben Werbung für den heimischen Kegelsport gemacht und uns international einen guten Namen gemacht. Die anderen Teams haben großen Respekt vor uns.“
ERGEBNISSE
Finale: Österreich vs. Kroatien, 1:7 (5:19 / 3448:3662)
Halbfinale: Rumänien vs. Österreich, 1:7 (8,5:15,5 / 3363:3552)
Viertelfinale: Österreich vs. Serbien, 5:3 (15:9 / 3452:3365)
Gruppenphase: Deutschland vs. Österreich, 3:5 (10,5:13,5 / 3498:3561)
Österreich vs. Nordmazedonien, 7:1 (19,5:4,5 / 3437
Sport Austria Finals 2023 als Genussprojekt
Für die heimischen Kegler:innen werden die Sport Austria Finals powered by Holding Graz zum großen Schaulaufen und sollen das Kegel-Jahr abrunden. „Das Jahr war bislang unglaublich. Das hätte sich niemand von uns nur im Traum ausmalen können. Wir sehen die Sport Austria Finals als großen Abschluss unseres Jahres. Die letzten Wochen und Monate waren sehr intensiv und haben uns mental gefordert. Es ist Zeit, dass wir eine Pause bekommen, aber in Graz wollen wir uns noch einmal von der besten Seite zeigen. Ich habe dieses besondere Flair und die Atmosphäre in guter Erinnerung. Einfach cool, wenn die österreichische Sportwelt in dieser Form zusammenkommt“, erklärt Zatschkowitsch vor dem Multisport-Event in der Steiermark.