Österreichs Cheer-Nationalteams stehen kurz vor ihrem großen Saison-Highlight.
Vom 24. bis zum 26. April steigen in Orlando (USA) die Weltmeisterschaften im Cheerleading und Performance Cheer. Nach den Erfolgen der vergangenen Jahre – mit WM-Titeln in allen drei Altersklassen – zählt Österreich bei den diesjährigen ICU World Cheerleading Championships wieder zum Favoritenkreis.
Nationalteam-Showcase in Erdberg vor vollem Haus
Vier Tage vor dem Abflug in Richtung Florida am Donnerstag (18. April) proben die ÖCCV-Teams am kommenden Sonntag (14. April) in Wien-Erdberg noch einmal den Ernstfall. Beim alljährlichen Showcase, der diesmal um 11:00 Uhr im Ballsportgymnasium steigt, präsentieren die Nationalteams dem heimischen Publikum ein erstes und gleichzeitig letztes Mal ihre WM-Routinen. Das alles natürlich unter besonderen „Sicherheitsvorkehrungen“, denn jene Pyramiden, Flugeinlagen und Pirouettenabfolgen, die auf der größten Cheer-Bühne der Welt in zwei Wochen den Erfolg bringen sollen, bleiben aus taktischen Gründen traditionell ein bis zuletzt gut gehütetes Geheimnis.
Umso mehr bemühten sich auch diesmal wieder zahlreiche Fans um die begehrten Eintrittskarten für das restlos ausverkaufte Event. „Wir hätten die doppelte Anzahl an Tickets verkaufen können“, sagt ÖCCV-Präsidentin Julia Harrer an dieser Stelle gerne und häufig – fast schon zu häufig.
Weil der Cheer-Sport seit einigen Jahren einen regelrechten Boom erlebt, muss die Verbandschefin mittlerweile bei fast allen Events und Meisterschaften „ausverkauft“ melden. Und das oft schon wenige Minuten nach dem Vorverkaufsstart und den zwischenzeitlichen Zusammenbrüchen der Ticketportale. Cheerleading und Performance Cheer sind seit ihren regelmäßigen Auftritten im Rahmen der Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien seit 2021, der Anerkennung als offizielle Sportarten 2023 und nicht zuletzt durch die internationalen Erfolge in aller Munde.
Passende Wettkampfhalle fehlt – vor allem in Wien
Während für die Finals mit dem Raiffeisen Sportpark (Graz) und nunmehr der Olympia World (Innsbruck) Wettkampf-Hallen in passender Größe zur Verfügung standen beziehungsweise stehen, gestaltet sich die Location-Suche bei anderen großen Wettkämpfen im Cheer-Kalender kompliziert.
Vor allem bei Meisterschaften in der Bundeshauptstadt, wie zum Beispiel den Wiener Landesmeisterschaften oder den International Cheer Masters (ICM) – mit rund 2.000 Athlet:innen Österreichs größtes Cheer-Event – stehen keine entsprechenden Hallen zur Verfügung, in denen Kosten, Ausstattung und Größe in einem für den ÖCCV passenden Verhältnis stehen. Für die genannten Top-Events der ersten Saisonhälfte musste in den vergangenen Wochen zum wiederholten Male nach Perchtoldsdorf und Maria Enzersdorf – und damit nach Niederösterreich – ausgewichen werden.
„Die beiden Hallen sind von der Infrastruktur her nahezu perfekt, bieten genügend Platz für Garderoben und mehrere Warm-Up-Areas. Allerdings sind wir, was die Tribünenplätze betrifft, jeweils stark limitiert“, erklärt Harrer. Um es möglichst vielen Eltern und Fans zu ermöglichen, ihre Kinder und Teams anzufeuern, mussten bei der ICM zuletzt über zwei Wettkampftage sechs Blöcke gebildet werden. Das hat nicht nur einen enormen Planungs- und Organisationsaufwand zur Folge.
Da die Halle nach jedem Wettkampfblock geräumt, gereinigt und anschließend wieder gefüllt werden muss, entstehen nicht nur mehr Kosten, sondern auch viel Leerlauf zwischen den Auftritten auf der Wettkampfmatte. „Trotz der Aufteilung und der dadurch rund 2.500 aufgelegten Tickets haben wir es bei weitem nicht geschafft, alle Ticketanfragen zu bedienen. Das Interesse am Cheer-Sport ist enorm. Wir werden eine größere Halle brauchen“, sagt Harrer.
Unterstützung kommt von Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Ich habe Cheerleading bei den Sport Austria Finals in Graz erleben dürfen und war von den Leistungen und der tollen Stimmung in der voll besetzten Halle begeistert! Generell haben wir in Österreich im Spitzen- wie im Breitensport ein Infrastrukturproblem und müssen viele bestehende Anlagen nachhaltig sanieren, aber auch neue errichten. Damit aus dem Sportland Österreich tatsächlich einmal eine Sportnation werden kann, fordert Sport Austria eine Sportstättenoffensive in Form einer Infrastruktur-Milliarde, aufgeteilt auf die nächste Gesetzgebungsperiode! Das muss ins Regierungsprogramm! Moderne, allgemein zugängliche Sportanlagen sind die Grundlage für Erfolge im Sport und natürlich auch für ein gesünderes Österreich. Oder anders gesagt: Sport und Bewegung öffnen die Tür zu mehr Prävention statt Rehabilitation!“
Trainingsinfrastruktur auf dem Prüfstand – Gespräche aufgenommen
Der Fokus des ÖCCV liegt in den kommenden Wochen nun zunächst auf den Weltmeisterschaften in Orlando. Österreich, das mit seinen Youth- und Junior-Teams in dieser Saison in den Aufbau gegangen ist, tritt diesmal ausschließlich mit dem Senior-Coed-Nationalteam, zusammengesetzt aus Männern und Frauen, sowie mit den Performance-Cheer-Assen Viktoria Schellenbauer und Nina Böhm (Senior Double Pom) an.
Der „WM-Lauf“ – in den vergangenen beiden Jahren gab es immer zumindest eine Gold-Medaille – auch in diesem Jahr ist eine Medaille das Ziel. „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch mit unserem Coed-Team den WM-Titel holen und damit auch in dieser Kategorie ins höchste Level aufsteigen können. Denn nächstes Jahr ist das Ziel schon heute klar. Im Jahr 2025 holen wir Medaillen in den höchsten Kategorien für Österreich“, so Petra Gruber, Leiterin der ÖCCV-Nationalteams.
Anschließend biegt die Wettkampfsaison 2024 bei den Sport Austria Finals in Innsbruck (29. Mai bis 2. Juni) sowie den Europameisterschaften in Oslo (28. bis 30. Juni) schon wieder auf die Zielgerade ein, wo nach dem EM-Titel 2023 die Ziele wieder hoch gesetzt sind.
Parallel zu den sportlichen Agenden steht schon jetzt das Thema Infrastruktur ganz oben auf der Agenda der ÖCCV-Spitze. Vor allem deshalb, weil es nach dem großen Wachstum der Sportarten auch hinsichtlich der Trainingszeiten und -hallen zu immer mehr Herausforderungen kommt. „Es gibt bereits sehr gute Gespräche mit der Politik auf Bundesebene, wo unsere Leistungen gesehen und anerkannt werden. Wir sind sehr zuversichtlich, dass weitere Entscheidungsträger, auch in den Bundesländern, unseren Bedarf erkennen und die infrastrukturellen Rahmenbedingungen schon bald mit dem Boom in unserer Sportart mithalten können. Denn – und das muss uns allen bewusst sein – nur mit guten Trainingsbedingungen werden wir weiterhin so viele Kinder und Jugendliche zur Bewegung bringen und internationale Erfolge für unser Land erzielen können“, so Gruber abschließend.