Marina Vuković entstammt einer Karate-Familie par excellence: Papa Ivo hat in Saalfelden das rund 300 Mitglieder umfassende Karate Leistungszentrum Pinzgau, es ist mittlerweile der größte Verein in Österreich, gegründet. Marinas Mutter Ana und ihre Schwestern Nikolina und Magdalena teilen ebenfalls die große Leidenschaft fürs Karate – eine große familiäre Passion sozusagen. Ivo Vuković – stolzer Träger des 4. Schwarzen Gürtels – ist zudem der Haupttrainer seiner Tochter, und das mit großem Erfolg. „Ich hatte eigentlich gar keine andere Wahl, als mit dem Karate zu beginnen und bin mit diesem Sport aufgewachsen. In meinen jungen Jahren war ich immer schon bei den Trainings dabei, mit fünf Jahren durfte ich dann endlich loslegen. Ich habe zwar viele andere Sportarten ausprobiert, aber im Endeffekt war die Liebe zum Karate so groß, dass dieser Sport bis heute meine klare Nummer eins geblieben ist“, verrät die 21-jährige Pinzgauerin, bei der bereits in den Anfangsjahren ihr großes Talent ersichtlich war.
Die Begeisterung für den Kampfsport war bei Vuković immer schon groß und mit 14 Jahren legte das Karate-Talent dann so richtig los. „Das Gesamtpaket im Karate macht es für mich so spannend. Konzentration, Schnelligkeit und die geforderte Präzision sind für mich eine perfekte Kombination. Ich bin daher sehr viel mit meinem Papa unterwegs und komme auf der ganzen Welt herum. Das ist schon cool. Ich bekomme vom Nationalteam eine sehr große Unterstützung – das hilft extrem“, so Vuković, die als extrem ehrgeizig, gut gelaunt und im wahrsten Sinn des Worts als ein wenig positiv verrückt gilt.
Vater-Tochter vs. Trainer-Athletin
Die Chemie passt und das gegenseitige Vertrauen, das speziell in einer Kampfsportart von großer Bedeutung ist, passt zu 100 Prozent. „Es ist eine extrem coole Kombination. Ich profitiere sehr viel davon. Die Trainings passen, die Kommunikation ist gut – wir sind einfach ein eingespieltes Team. Aber es ist nicht immer einfach, manchmal bekommt man sich auch in die Haare. Aber es hat so viele Vorteile und ich könnte mir keinen besseren Trainer vorstellen. Er kann sich gut in mich hineinversetzen und weiß, wie ich mich in Ausnahmesituationen fühle. Wir haben einen sehr guten Weg gefunden. Im Sport haben wir ein Trainer-Athletin-Verhältnis, erst danach tauchen wir wieder in die Papa-Tochter Welt ein“, verrät die Pinzgauerin, die auf eine harte Zeit zurückblickt. Im Oktober 2022 verletzte sich Vuković. Der Weg zurück gestaltete sich als länger und schwieriger als ursprünglich angenommen. Aber die Talfahrt ist überwunden und die 21-Jährige ist bereit für neue Höhenflüge.
In ihrer Kategorie (-68kg) ist das heimische Karate-Ass mittlerweile in die Premiere League, wo die Top-32 der Welt teilnehmen, vorgestoßen und wusste zuletzt in Kairo zu begeistern: „Ich bin echt zufrieden, auch wenn ich in den letzten Wochen einige kleine Fehler gemacht habe – das hat mir viel gekostet. Aber ich habe gemerkt, dass ich in der Premiere League mithalten kann. In Kairo habe ich zwar zwei Kämpfe knapp verloren und einen gewonnen – ich hatte aber schon lange nicht mehr so ein gutes Gefühl. Den Schwung will ich jetzt mitnehmen. Nun will ich in der Allgemeinen Klasse Fuß fassen und mich dort etablieren.“
Ende Mai geht es für die große Zukunftshoffnung nach der Europameisterschaft in Kroatien zum nächsten großen Premiere-League-Event nach Casablanca (MAR). Die Freude ist groß, auch wenn Vuković somit ihren Titel bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien in Innsbruck (29. Mai bis 2. Juni) dadurch nicht verteidigen kann. „Die Sport Austria Finals sind super. Ich habe es letztes Jahr in Graz extrem genossen und mich sehr wohlgefühlt. Das Event hilft unserer Sportart extrem. Es geht einfach darum, dass mehr Leute mit Karate in Berührung kommen und uns sehen. Leider überschneidet sich der Wettkampf in Graz mit einem Premiere-League-Termin. Da liegt heuer meine Priorität drauf, da ich Punkte fürs Ranking sammeln will. Ich werde die Finals aber von der Ferne verfolgen, es wird ja sicherlich wieder umfangreich berichtet werden“, sagt die Salzburgerin.
Olympia-Boom und nationale Aushängeschilder
Nach der Olympia-Bronzemedaille von Bettina Plank bei den Olympischen Spielen in Tokio ist Karate wieder im Alltag angekommen. Die Anstrengungen und die Hoffnungen, wieder ins Olympische Programm aufgenommen zu werden sind aber weiterhin intakt. „Betti (Anm.: Bettina Plank), Poky (Anm.: Stefan Pokorny) und Alissa (Anm.: Buchinger) haben in den letzten Jahren für unseren Sport sehr viel gemacht und sind/waren die großen Aushängeschilder. Das hat Karate in Österreich gepusht und gutgetan. Mit der Olympia-Medaille gab es einen richtigen Boost, doch der ist schon wieder etwas verflogen. Da wir nicht mehr im Olympischen Programm sind, ist das mit Förderungen und Sponsoren wieder schwieriger geworden – das schränkt die Zukunftsmöglichkeiten leider wieder etwas ein“, erklärt die 21-Jährige, die neben ihrer aktiven Laufbahn bereits als Kindertrainerin im Einsatz ist. Darüber hinaus hilft sie projektbezogen bei einer Eventfirma aus und ist als Marketing-Assistentin bei einem anderen Unternehmen tätig.
Europameisterschaft als nächstes Zwischenziel
Trotz des straffen Zeitplans bereitet sich die Salzburgerin intensiv auf die kommende Europameisterschaft im kroatischen Zadar (8.–12. Mai). „Das ist fast ein Heimspiel für mich, da wir ja aus Kroatien kommen. Ich möchte so viele Runden wir möglich überstehen. Als Sportlerin strebt man natürlich immer nach Medaillen, das hat man sozusagen immer im Hinterkopf. Es ist nichts unmöglich, es hängt aber viel von der Tagesverfassung und der Auslosung ab. Ich liebe zwar den Einzelsport, aber ich freue mich aber auch schon sehr auf den Teambewerb. Dort haben wir nicht so schlechte Chancen auf ein erfolgreiches Abschneiden.“