Wenn dir Bälle mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200 km/h um die Ohren fliegen und du nach einer Stunde Spielzeit so am Ende bist, wie nach einem gelaufenen Marathon, dann befindest du dich in einem Squash-Court.
Genauer gesagt, in einem Rechteck mit den Maßen 9,75 Meter mal 6,40 Meter. In dieser Box benötigt man im Grunde genommen nicht viel: Schläger und Ball, dann kann es auch schon losgehen. Wobei: Eine große Portion an sportlicher Vielseitigkeit wäre ebenfalls ganz hilfreich, wie ÖSRV-Präsident Thomas Wachter erklärt: „Man muss ganz viele Eigenschaften miteinander verbinden: Athletik, Spielverständnis, Bewegung und dreidimensionales Denken.“
Anfänge in England
Diese Kombination fanden die Engländer bereits Anfang des 19. Jahrhunderts so spannend, dass sie ein Rückschlagspiel namens „Rackets“ – quasi den Vorgänger des Squash – erfanden. Da die Zugänge zu richtigen Spielfeldern jedoch rar waren, wichen viele Begeisterte auf Gassen sowie Höfe aus und spielten dort mit einem Gummiball. Der landesweite Durchbruch erfolgte dann 1883 als der erste offizielle Squash-Court in England gebaut wurde.
Richtig professionell wurde es dann im Jahr 1924 als Charles Arnold und der „Tennis and Squash Association“ das erste offizielle Handbuch veröffentlichten. Darin wurden erstmals einheitliche Spielregeln, Spielfeldmaße und Materialien für die Wände definiert. Die „Squash Rackets Association“ hat dieses Handbuch dann 1928 ergänzt und weitere Normen für den Ball und den Schläger festgesetzt.
Erst Boom, dann Absturz - nun wieder Boom?
1930 schwappte der Sport schließlich auch nach Kontinental-Europa, genauer gesagt nach Deutschland über: Die Firma Siemens entdeckte Squash für sich und baute die ersten vier Hallen. 1936 schloss sich die Deutsche Luftfahrt an und errichtete ebenfalls Courts, um ihre Piloten fit zu halten. Durch den zweiten Weltkrieg verschwand Squash allerdings schnell wieder in der Versenkung und sollte erst in den 1970er Jahren einen erneuten Aufschwung erleben. Nach dem großen Boom in den 1980er Jahren folgte Ende der 1990er Jahre allerdings der nächste Nackenschlag.
„Mit Ende der 1990er-Jahre ist der Boom etwas abgeflaut und die Betreiber haben dann kühl gerechnet und den vielen Raum umgewidmet in Fitnessräume“, erinnert sich Wachter. „Vom wirtschaftlichen Aspekt muss man das auch verstehen. Ein ganz gutes Beispiel ist da Graz, wo die Sport Austria Finals drei Jahre stattgefunden haben. Als ich in den 1990er-Jahren dort Bundesliga gespielt hab‘, gab es im Umfeld von Graz fast 100 Courts. Mittlerweile haben wir gerade noch drei Anlagen in Graz.“
Immerhin geht die Tendenz der Squash-Begeisterten wieder etwas nach oben, konstatiert Wachter. „Viele ältere Squasher, die früher mehr gespielt haben, greifen nun wieder zum Racket. Das hat zwar den Nachteil, dass der Altersschnitt relativ hoch ist, aber mir ist das vollkommen egal. Ich sag‘ immer: Je mehr Leute den Sport machen, desto besser ist es.“
Für einen zusätzlichen Boost könnte auch die erstmalige Teilnahme an den Olympischen Spielen sorgen. Denn Squash feiert 2028 in Los Angeles die langersehnte Olympia-Premiere.
Wer Lust hat, sich ebenfalls am Squash-Court auszupowern, der findet hier die wichtigsten Infos und Regeln:
Der Squash-Court:
Ist wie oben beschrieben ein Rechteck mit den Maßen 9,75 Meter mal 6,40 Meter und wird durch vier Wände begrenzt. Die Front- bzw. Stirnwand ist mit mehreren Linien versehen, die vor allem für den Aufschlag relevant sind. Im Spiel darf der Ball nicht über die Auslinie bzw. auf das Tin-Board gehen.
So wird ein Punkt erzielt:
- Wenn der Ball zwei Mal auf dem Boden aufkommt, bevor ihn der Gegner zurückschlagen kann.
- Wenn der Ball hinter den Außenlinien landet oder das Tin-Board berührt.
- Wenn der Gegenspieler im Weg steht und der Ball nicht mehr spielbar ist.
- Wenn der Aufschlag falsch ausgeführt wird.
- Wenn man nicht die Stirnwand trifft oder bevor man sie trifft, der Ball zuerst den Boden berührt.
Zählweise:
Die offizielle Zählweise heißt im Squash „point a rally scoring“, kurz PAR. Die PAR-Zählweise bedeutet, dass es durch jeden Ballwechsel einen Punkt gibt. Beim Squash wird in Sätzen gespielt, ein Satz geht bis elf Punkte. Steht es 10:10, wird so lange gespielt, bis ein Spieler mit zwei Punkten in Führung ist. Bei internationalen Turnieren wird üblicherweise bis zu drei Gewinnsätzen gespielt. Während des Spiels hat immer der Spieler den Aufschlag, der zuvor den Punkt erzielt hat. Zu Spielbeginn wird das Aufschlagrecht gelost.
Equipment:
Um Squash spielen zu können, braucht man einen Schläger und einen Ball. Anfänger können sich das Equipment auch bei den jeweiligen Anlagen ausborgen. Bei den Bällen unterscheidet man zwischen Anfänger-, Fortgeschrittenen- und Profibällen. Sie haben unterschiedliche Farben und sind mit ein oder zwei Punkten markiert. Die Farbe Blau ist für Anfänger und ein schneller Ball, die Farbe Gelb hingegen ist langsam und für Fortgeschrittene. Wichtig: Der Ball muss erst warm gespielt werden, damit er spielbereit ist.