Wenn man Carina Wasle auf ihren nahenden Runden im Herbst anspricht, muss sie ein bisschen schmunzeln. Denn körperlich fühlt sich Österreichs Top-Crosstriathletin nicht wie 40. Zumindest die meiste Zeit nicht. „Selbst fühlt man sich schon fit. Aber ich muss zugeben, dass es schon schwieriger wird“, erklärt die Tirolerin. Es gäbe mittlerweile einfach eine viel größere Dichte an Top-Athletinnen, was es Wasle schwerer macht, ganz vorne zu landen. „Früher hatte ich Saisonen, wo ich immer am Stockerl war oder zumindest einen Top-5-Platz erreicht habe. Das hat sich schon stark verändert. Die Konkurrenz ist sicher stärker geworden.“
Für sie aber ein ganz normaler Prozess in der Sportwelt. „Jede Sportart entwickelt sich weiter, das ist auch beim Crosstriathlon so. Mittlerweile musst du in allen drei Disziplinen top sein.“ Vor allem beim Mountainbiken, wie die 39-Jährige betont. „Bei uns ist es ziemlich Mountainbike-lastig, da kannst du am meisten gewinnen oder verlieren. Und viele Athletinnen kommen aus dem Mountainbike-Weltcup, da hat man dann wenig Chancen.“
„Das war schon grenzwertig!“
Dass Wasle als Routinier den Jungen aber nach wie vor das Wasser reichen kann, zeigt sie immer wieder im XTERRA-Weltcup. Nach Rang sieben beim Auftakt in Taiwan, wird sie bei der zweiten Station in Griechenland zuletzt Achte. Gerade der siebte Platz in Taiwan kann dabei nicht hoch genug eingeschätzt werden, war Wasle doch gesundheitlich mehr als angeschlagen. „Ich hatte im Februar eine total gute Vorbereitung. Nach dem Trainingslager in Südafrika bin ich dann leider krank geworden und hatte Bronchitis. Das hat mich richtig reingerissen. In Summe bin ich vier Wochen hergehangen.“
Und obwohl Wasle bei der Anreise nach Taiwan noch unter Fieber leidet, beendet sie das Rennen als starke Siebte. Unter diesen Umständen fast sensationell. „Der Start war im Nachhinein betrachtet natürlich nicht g’scheit und grenzwertig. Ich habe nur gekämpft, ins Ziel zu kommen.“
Kampf um die Zukunft
Kämpfen muss Wasle auch nach wie vor um ihre sportliche Zukunft. Denn in Sachen Sponsoren sieht es weiterhin nicht besonders rosig aus. Mit Steinbach hat sie zwar einen Radsponsor, der sogar aus ihrer Tiroler Heimat kommt, ansonsten hat sich kaum etwas getan. „Es ist immer noch schwierig, Sponsoren zu bekommen“, erklärt die Tirolerin, die körperlich noch so gut im Saft steht, dass eine weitere Saison kein Problem sein sollte. Auch ein weiterer Staatsmeistertitel dürfte für Wasle wieder nur Formsache sein.
Denn in Österreich gibt es nach wie vor keine Athletin, die ihr das Wasser reichen könnte. „Natürlich ist mein Ziel der Staatsmeistertitel. Ich bin halt im Weltcup unterwegs und dementsprechend gut vorbereitet. In den vergangenen Jahren hat es noch nicht so ausgeschaut, als würde von den Jungen viel Gefahr ausgehen. Aber es ist auch immer von der Strecke abhängig, wie stark die Konkurrenz ist“, gibt sich die sechsfache Staatsmeisterin im Crosstriathlon fast zurückhaltend.
Heimspiel für die Dominatorin
Dabei dürfte gerade die Strecke ein zusätzliches Ass in Wasles Ärmel sein, sind die diesjährigen Sport Austria Finals doch ein Heimspiel für das ÖTRV-Ass. „Ich kenne die Strecke schon, weil wir bereits vor ein paar Jahren die Staatsmeisterschaften dort hatten. Überhaupt ist die Vorfreude sehr groß, weil ein Heimrennen immer etwas Besonderes ist. Es ist nur eine halbe Stunde von mir zuhause entfernt, dadurch haben auch Freunde und Familie mal die Möglichkeit, bei einem Bewerb zuschauen zu können.“
Auch Stefan Rief, der als Obmann vom 1. Tiroler Triathlon Club Innsbruck – TTCI die Staatsmeisterschaften auf der Innsbrucker Freizeitanlage Rossau (Baggersee) veranstaltet, fiebert dem Event bereits entgegen. „Wir sind mitten in den Vorbereitungen und gut unterwegs. Es freut uns, dass wir mal etwas im Mittelpunkt stehen.“ Die Strecke sei im Vergleich zu den vergangenen Jahren in Graz etwas leichter, wie Rief verrät. „Da haben ja doch viele Teilnehmer:innen gesagt, dass sie relativ schwer war. Bei uns ist die Strecke natürlich auch nicht ganz gerade, aber nicht so anspruchsvoll wie in Graz.“
Gerade die Radstrecke ist so angelegt, dass sie auch für Hobby-Crosstriathlet:innen gut bewältigbar ist. „Sie ist ziemlich einfach, flach und trotzdem schön“, meint Wasle. Im Gegensatz zur Laufstrecke. Die hat es schon mehr in sich. Oder wie Rief sagt: „Die ist ziemlich knackig.“ Am Ende des Tages wird der Sieg aber ohnehin nur über Carina Wasle führen. Den auch mit bald 40 ist die Tirolerin die dominante Gegenwart in Österreichs Crosstriathlon-Landschaft.