Über viele Jahre waren die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Bettina Plank, Alisa Buchinger und Stefan Pokorny die heimischen Aushängeschilder im Karate und haben den Sport mit ihren Erfolgen sowie ihren Persönlichkeiten geprägt. Mit Marina Vukovic und Lejla Topalovic rückt aber bereits die nächste Generation zügig nach und eifert ihren Idolen nach. Letztere hat bei der Europameisterschaft letzte Woche in Zadar (CRO) mit der Silbermedaille erneut ein kräftiges Ausrufezeichen gesetzt. Dabei war die 23-jährige JUS-Studentin kurz vor dem großen Gold-Coup. Innerhalb von 1,7 Sekunden wurde aus einem komfortablen 5:2 ein 5:6. „Jetzt freue ich mich über Silber schon mehr als am Samstag. Aber es ärgert mich immer noch. Ich war richtig gut vorbereitet und habe meine Ziele erreicht, ich war am Punkt da. Ich wollte eine gute Performance zeigen und im Idealfall eine Medaille gewinnen – das ist mir gelungen. Schlussendlich kann ich mich über Silber freuen, auch wenn es im Herzen noch immer schmerzt“, blickt die Athletin von Karate-do Wels noch einmal zurück und ergänzt: „Wir stehen drei Minuten auf der Matte und sind da komplett im Tunnel. Da zählt jede einzelne Bewegung und jeder Schlag kann entscheidend sein. Leider werden auch kleine Fehler sofort bestraft. In den letzten 1,7 Sekunden war ich nur Passagier und man realisiert das gar nicht, was da gerade passiert. Demnach kann man da auch in diesem Moment nicht entgegenwirken. Für mich sind diese Erfahrungen aber sehr lehrreich.“
Mit etwas Abstand hat die EM-Silberne jedoch eine enorme Strahlkraft und gibt der Oberösterreicherin viel Motivation, Selbstvertrauen und ist die wichtige Bestätigung nach vielen harten Trainingseinheiten der letzten Wochen und Monate. „Es ist ein super Gefühl zu sehen, dass ich in der Weltspitze nicht nur mithalten, sondern mich auch durchsetzen kann. Meinen Weg will ich konsequent fortführen, ich bin sehr optimistisch für die Zukunft“, schmunzelt die 23-Jährige, die den Fokus bereits wieder nach vorne gerichtet hat. Im nächsten Jahr will sich Topalovic über die Europameisterschaft bzw. die Premiere-League-Turniere für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Dort ist Edelmetall das erklärte Ziel. Wenn es nach dem Karate-Ass geht, darf sie gerne in Gold glänzen.
Der Weg der Leidenschaft
Stand in den ersten Karate-Jahren noch der Spaß und die Freude am Sport im Vordergrund, rückten in den letzten drei Jahren auch die Resultate immer mehr in den Vordergrund. Der Prozess hat 2021 bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien in Graz schleichend begonnen. Der Weg der Oberösterreicherin ging daraufhin steil nach oben und führte sie direkt in die Premiere League, wo sich Topalovic nun mit den besten Athletinnen der Welt in der Klasse -61 kg misst. „Ich habe mich intensiv damit auseinandergesetzt, was ich im Sport erreichen möchte. Karate ist seit meiner Kindheit meine große Leidenschaft. Ich habe gemerkt, dass ich am besten kämpfe, wenn ich locker bin und mir selbst keinen Druck auferlege. Das hemmt mich oftmals und ich bin dann nicht frei in meinem Tun. Aber ich denke, das habe ich ganz gut hinbekommen. Das ist meine Philosophie, der werde ich weiterhin treu bleiben.“
Nach dem Olympia-Boom hat Karate in Österreich etwas an Ansehen verloren, aber der Trend geht nun wieder langsam, aber stetig nach oben. „Es geht wieder in eine sehr gute Richtung, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist. Dass wir nicht mehr olympisch sind, merkt man leider in vielen Bereichen. Aber wir wollen nicht jammern, sondern machen einfach unser Ding. Wir hoffen alle, dass irgendwann wieder ein Boom passiert. In Oberösterreich arbeiten wir sehr viel mit den Kindern und haben ihnen ein optimales Umfeld geschaffen. Wir, als aktive Athlet:innen helfen mit, so gut es geht. Es wird also nie langweilig, aber es ist einfach schön, zu sehen, wie sich die Kinder freuen und wie sie für den Sport brennen. Das erinnert mich immer an meine Anfangszeit.“
Auf die große Karate-Bühne
Ende Mai geht es für die ehrgeizige, aber sehr empathische Athletin zum nächsten großen Premiere-League-Event nach Casablanca (MAR). Die Freude ist groß, auch wenn Topalovic somit ihren erneut auf eine Teilnahme den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien in Innsbruck (29. Mai bis 2. Juni) verzichten muss. „2021 habe ich in Graz teilgenommen. Es war eine großartige Erfahrung. Ich hätte auch heuer wieder gerne teilgenommen, aber ich es überschneidet sich leider wieder einmal mit einem großen internationalen Turnier. Da geht es erneut um wichtige Punkte. Die Finals sind eine super Veranstaltung, das hilft unserer Sportart sehr. Auch wenn ich zu der Zeit in Marokko bin, werde ich schauen, wie es meinen Kolleg:innen in Innsbruck gehen wird“, sagt die Oberösterreicherin.