29. MAI – 2. JUNI IN INNS­BRUCK/TIROL

Im Windschatten der Aushängeschilder

Über viele Jahre waren die Olympia-Dritte und European Games-Gewinnerin Bettina Plank, Ex-Weltmeisterin Alisa Buchinger, sowie WM- und EM-Medaillengewinner Stefan Pokorny die heimischen Karate-Aushängeschilder. Dieses Trio prägte mit seinen Erfolgen und ihren Persönlichkeiten den Sport. Mit Marina Vukovic und Lejla Topalovic tritt bereits die nächste Generation in die Fußstapfen ihrer Idole. Während das Duo Ende Mai in der Premiere League in Casablanca (MAR) im Einsatz sein wird, ist bei Karate Austria die Vorfreude auf die Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien (29. Mai bis 2. Juni 2024) schon groß.

Lejla Topalovic hat bei der Europameisterschaft letzte Woche in Zadar (CRO) mit der Silbermedaille (bis 61 kg) erneut ein kräftiges Ausrufezeichen gesetzt. Dabei war die 23-jährige Jusstudentin kurz vor dem großen Gold-Coup. Innerhalb von 1,7 Sekunden wurde aus einem komfortablen 5:2 jedoch ein 5:6. „Jetzt freue ich mich über Silber schon mehr als am Samstag. Aber es ärgert mich immer noch. Ich war richtig gut vorbereitet und habe meine Ziele erreicht, ich war am Punkt da. Schlussendlich kann ich mich über Silber freuen, auch wenn es im Herzen noch immer schmerzt“, blickt die Athletin von Karate-do Wels noch einmal zurück und ergänzt: „Wir stehen drei Minuten auf der Matte und sind da komplett im Tunnel. Da zählt jede einzelne Bewegung, und jeder Schlag kann entscheidend sein – kleine Fehler werden sofort bestraft. In den letzten 1,7 Sekunden war ich nur Passagier und man realisiert das gar nicht, was gerade passiert. Demnach kann man auch in diesem Moment nicht entgegenwirken. Für mich sind diese Erfahrungen aber sehr lehrreich.“

Mit etwas Abstand hat die EM-Silberne jedoch eine enorme Strahlkraft und gibt der Oberösterreicherin viel Motivation und Selbstvertrauen. „Es ist ein super Gefühl, zu sehen, dass ich in der Weltspitze nicht nur mithalten, sondern mich auch dort durchsetzen kann. Meinen Weg will ich konsequent fortführen, ich bin sehr optimistisch für die Zukunft“, schmunzelt die 23-Jährige, die den Blick bereits wieder nach vorne gerichtet hat. Im nächsten Jahr will sich Topalovic über die Europameisterschaft bzw. die Premiere-League-Turniere für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Dort ist Edelmetall das erklärte Ziel. Wenn es nach dem Karate-Ass geht, darf es gerne in Gold glänzen.

Olympia-Boom und nationale Aushängeschilder

Nach der Bronzemedaille von Bettina Plank bei der Olympia-Premiere von Karate im japanischen Mutterland des Sports bei den Spielen Tokyo 2020 ist die Kampfsportart wieder auf dem harten nicht-olympischen Boden gelandet. Die Anstrengungen und die Hoffnungen, wieder ins olympische Programm aufgenommen zu werden, sind aber weiterhin intakt. „Betti (Anm.: Plank), Alisa (Anm.: Buchinger) und Poky (Anm.: Pokorny) haben in den letzten Jahren für unseren Sport sehr viel geleistet und sind bzw. waren die großen Aushängeschilder. Das hat Karate in Österreich gepusht und dem Sport gutgetan. Die Olympia-Medaille gab uns allen einen richtigen Boost, doch der ist leider schon wieder etwas verflogen. Mit Förderungen und Sponsoren ist es schwieriger geworden – das schränkt die Zukunftsmöglichkeiten leider wieder etwas ein“, erklärt Vukovic, die neben ihrer aktiven Laufbahn bereits als Kindertrainerin im Einsatz ist. Darüber hinaus hilft sie projektbezogen bei einer Eventfirma aus und ist als Marketingassistentin bei einem anderen Unternehmen tätig. Topalovic ergänzt: „Wir wollen nicht jammern, sondern machen einfach unser Ding. Wir hoffen alle, dass irgendwann wieder ein Boom passiert. In Oberösterreich arbeiten wir sehr viel mit Kindern und haben für sie ein optimales Umfeld geschaffen. Wir, als aktive Athlet:innen, helfen mit, so gut es geht. Es wird also nie langweilig, aber es ist einfach schön, zu sehen, wie sich die Kinder freuen und wie sie für den Sport brennen. Das erinnert mich immer an meine Anfangszeit.“

Multisport-Event als wichtiger Baustein

Ende Mai geht es für die 23-Jährige gemeinsam mit ihrer Freundin Marina Vukovic zum nächsten großen Premiere-League-Event nach Casablanca (MAR). Die Freude ist groß, auch wenn die Salzburgerin somit auf eine Teilnahme und die Titelverteidigung bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien in Innsbruck (29. Mai bis 2. Juni) verzichten muss. „Ich habe es letztes Jahr in Graz extrem genossen und mich sehr wohlgefühlt. Es geht einfach darum, dass mehr Leute mit Karate in Berührung kommen. Leider überschneidet sich der Wettkampf heuer mit einem Premiere-League-Termin. Da liegt meine Priorität darauf, da ich Punkte fürs Ranking sammeln will“, sagt die 21-jährige Salzburgerin. In ihrer Kategorie (bis 68 kg) ist das heimische Karate-Ass mittlerweile in die Premiere League, wo die Top 32 der Welt teilnehmen, vorgestoßen und wusste schon zu begeistern: „Ich bin echt zufrieden, auch wenn ich in den letzten Wochen einige kleine Fehler gemacht habe – das hat mich viel gekostet. Aber ich habe gemerkt, dass ich in der Premiere League mithalten kann. In Kairo habe ich zwar zwei Kämpfe knapp verloren und einen gewonnen, ich hatte aber schon lange nicht mehr so ein gutes Gefühl. Den Schwung will ich jetzt mitnehmen und mich in der Allgemeinen Klasse etablieren.“

Während das Karate-Duo in Marokko auf internationaler Bühne wieder für Aufsehen sorgen will, liegt der Karate-Austria-Fokus bereits auf dem nationalen Highlight 2024, den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien. Helene Ely, seit 2022 Generalsekretärin, treibt die Teilnahme gemeinsam mit dem Tiroler Landesverband voran: „Im letzten Jahr war ich in Graz das erste Mal bei den Sport Austria Finals dabei. Das Multisport-Event war großartig, auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt im Verband noch nicht so gut organisiert waren. Der Termin war für uns nicht ideal, weil es parallel einige wichtige Turniere sowie Trainingscamps gegeben hat. Für heuer haben wir vorgebaut und erwarten uns in Innsbruck sehr viel. Die Vorfreude ist sehr groß und wir hoffen, dass wir gut Werbung für unseren Sport machen können.“

In dieselbe Kerbe schlägt auch Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Bettina Plank, die das Multisport-Event als wichtigen Baustein sieht: „Wie die Heim-WM in Linz, die European Games des Europäischen Olympischen Komitees und schließlich die Olympischen Spiele Tokyo 2020 einen Professionalisierungsschub gebracht haben, gilt dies auch für die Sport Austria Finals. Wenn die mediale Sichtbarkeit steigt, steigt die öffentliche Wahrnehmung. Ich war am Anfang wirklich überrascht, als ich nach meiner Rückkehr aus Tokio gemerkt habe, wie sehr Menschen, die noch nie zuvor in ihrem Leben einen Karate-Wettkampf gesehen hatten, plötzlich mit meiner Geschichte mit meinem Weg zu dieser Bronzemedaille mitgelegt, mitgefühlt, mitgezittert haben. Das ist die Kraft des Sports, die uns Menschen verbindet. Diese Kraft ist aber nur dann wirksam, wenn es professionelle Strukturen, genug finanzielle Mittel, klare Zielsetzungen und ein Miteinander gibt! All das ist durch mit Hilfe der Sport Austria möglich. Schön, dass Karate Austria Teil dieses Multisportevents sein darf!“

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