Leni Niedermayr hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Geboren und aufgewachsen ist sie in den Niederlanden, inzwischen startet sie für Österreich und zählt in der Taekwondo-Disziplin Poomsae in ihrer Altersklasse zu den Besten der Welt.
„Dabei habe ich eigentlich erst mit 46 Jahren mit Taekwondo begonnen“, sagt die 65-Jährige. „Ich wollte mein Leben lang Taekwondo machen, weil der Sport mit viel Respekt verbunden ist. In meiner Jugend bin ich aber nicht dazu gekommen.“
„Dann habe ich mich verliebt und bin mit meinem späteren Ehemann, mit dem ich nach wie vor verheiratet bin, nach Österreich gezogen“, sagt die Tirolerin. Als ihre Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren im Taekwondo-Verein TWS Innsbruck begonnen haben, entfachte auch ihr Feuer erneut.
Perfektionismus als Vorteil
„Ich war sofort begeistert. Eigentlich wollte ich kämpfen, aber wegen meines Alters wurde es mir nicht erlaubt. Dann hat mein Trainer Peter Staudinger mir Poomsae ans Herz gelegt, das hat mir auch gleich gut gefallen“, sagt Niedermayr.
Poomsae sind vorgeschriebene Formen (Bewegungsabläufe), die bewertet werden. „Ich bin eine Perfektionistin, das passt in der Poomsae sehr gut.“
Die Erfolge stellten sich schnell ein. Insgesamt fünf WM-Medaillen konnte sie bislang erobern, auch bei Europameisterschaften sammelte sie mehrmals Edelmetall.
„Zu Hause hat man immer Druck“
Bei der Heim-EM in Innsbruck holte sie letztes Jahr Bronze. Ein großer Erfolg, über den sich Niedermayr nach wie vor nicht richtig freuen kann: „Ich wollte in Innsbruck unbedingt gewinnen, leider habe ich mir kurz davor das Bein gebrochen und konnte nicht richtig trainieren. In Anbetracht der Umstände war Bronze super, aber vor Heimpublikum wollte ich Gold.“
Bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien finden die Österreichischen Meisterschaften in Poomsae und Kyorugi statt. Niedermayr ist in ihrer Klasse die Top-Favoritin.
„Bei Bewerben zu Hause hat man immer Druck. Wobei es diesmal anders wird“, spricht sie ihre Doppelfunktion als Athletin und Trainerin an. „Das ist sehr spannend, weil ich meine Athlet:innen voranbringen will.“
Für ihre Sportart sei es sehr wichtig, bei einem Großevent wie den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien dabei zu sein. „Das ist fantastisch, wir werden bekannter und noch mehr Leute sehen uns. Es ist ein großartiger Sport, der viel zu wenig gesehen wird.“
Bis ins hohe Alter
Die Faszination Taekwondo ist schnell beschrieben. „Man braucht viele Komponenten: Ausdauer, Schnellkraft, Gelenkigkeit und Balance, auch im Kopf. Noch dazu kann man den Sport bis ins hohe Alter ausüben, dafür bin ich das beste Beispiel.“
Auch die Community spielt eine wichtige Rolle. „Vor allem in Innsbruck lebt Taekwondo. In unserem Verein ist jeden Tag etwas los, es geht über das Training hinaus“, beschreibt Niedermayr.
Inzwischen ist sie fast 20 Jahre aktiv. „Die Gelenkigkeit bleibt, aber der Körper verändert sich. Die Kondition ist weniger, technisch geht es noch gut weiter.“
Allzu lange will die gebürtige Niederländerin nicht mehr aktiv sein. „Am Wochenende vor den Finals ist in London eine wichtige Meisterschaft, wenn ich dort performe, kann ich vielleicht im November nach Hongkong zur WM. Das möchte ich gerne noch einmal erleben. Vielleicht hänge ich dann noch ein Jahr dran, danach werde ich sicher als Trainerin beim Taekwondo bleiben.“