Mariella Flemme ist keine Frau der großen Worte. Lieber lässt sie Taten sprechen. Nämlich am Wasser, wo sie mittlerweile bereits seit Jahren die österreichische Wakeboard-Szene dominiert. Und das, obwohl sie erst 19 Jahre alt ist. „Mariella ist im Moment so stark, da ist in Österreich an keine Konkurrenz zu denken“, erklärt Wakeboard-Sportdirektor Michael Krikula. „Sie hat 2023 das World Ranking als Nummer eins beendet und liegt auch dieses Jahr auf Platz zwei. Nur die Dominatorin der letzten zehn Jahre, Julia Rick, ist momentan noch vor ihr. Aber Mariella ist voll an ihr dran und kann sie fordern.“
In Österreich fährt Flemme hingegen nur gegen sich selbst, wobei die Oberösterreicherin das so natürlich nie sagen würde. In ihrer bescheidenen Art klingt das vielmehr so: „Sicher kann man sich nie sein, aber wenn alles passt, dann sollte Titel Nummer fünf dazukommen.“
Anlage kommt Flemme entgegen
Zumal der Schauplatz der diesjährigen Staatsmeisterschaften in Innsbruck/Tirol die legendäre AREA47 ist. Eine Anlage, die Flemme speziell entgegenkommt. „In der AREA47 wird im Uhrzeigersinn gefahren, das ist für mich als Regular-Fahrerin super. Auch der Zug ist hoch, was für Inverts perfekt ist. Außerdem ist es ziemlich klein und es gibt viele Obstacles – alles Dinge, die mir total liegen“, sagt das Wakeboard-Ausnahmetalent. Krikula freut sich ebenfalls schon auf den Bewerb, der wieder viel Spektakel verspricht. „Es ist einer der modernsten Lifte, die wir in Österreich haben. Was zusätzlich bei der Area wirklich cool ist, dass diese Invert-Zone, wo die Air-Tricks gemacht werden, direkt vor dem Publikum ist. Das passiert quasi „in your face“, du bist also wirklich ganz nah an der Action dran.“
Für alle, die nicht live vor Ort dabei sein können, gibt es dieses Jahr erstmals eine Live-Übertragung auf ORF SPORT + (31.05., ab 16 Uhr). „Das ist schon richtig cool für uns. Wir sind sehr froh, ein Teil der Sport Austria Finals zu sein. Es schenkt unserem Sport eine zusätzliche Aufmerksamkeit und gibt uns eine gute mediale Bühne. Das ist nicht alltäglich. Für uns als kleinere Sportart ist das sehr wichtig“, so Krikula.
Flemme hat große Ziele, aber keinen Zukunftsplan
Auch Flemme will bei den Sport Austria Finals erneut zeigen, warum sie als absolutes Ausnahmetalent gilt. Die Vorbereitung darauf war aber nicht ganz ideal, da die 19-Jährige gerade mitten im Maturastress ist. Die Hälfte hat sie bereits – wie sollte es anders sein – erfolgreich hinter sich gebracht, der Rest wartet nach den Finals. Danach geht es Schlag auf Schlag: WM, EM, Qualifikation für die World Games 2025. Flemme hat dieses Jahr noch viel vor. „Das große Ziel ist natürlich eine Medaille“, sagt die Oberösterreicherin, die in der Open Class noch auf ihr erstes Edelmetall wartet. „Außerdem will ich richtig Gas geben, damit ich mich über die Weltrangliste für die World Games 2025 qualifiziere. Da will ich unbedingt dabei sein.“
Wie es danach weitergeht, weiß sie noch nicht. Überraschenderweise setzt Flemme nicht alles auf eine Karte, die Wakeboarden heißt. „Ich würde nicht sagen, dass Wakeboarden Plan A ist. Ich möchte dieses Jahr noch gut abschließen und dann schauen, was sich ergibt und wie es weitergeht. So genau weiß ich es noch nicht. Es ist nicht so ein fester Beruf und ich weiß nicht, ob es mich glücklich macht, nur zu Wakeboarden. Man ist doch viel unterwegs.“ Eine Alternative zum professionellen Wakeboarden hat sie bereits im Kopf. „Grundsätzlich würde ich gern zum Militär gehen und das am liebsten mit dem Sport kombinieren. Nicht unbedingt im Heeresleistungssportzentrum. Ich hätte gerne einen normalen Beruf und würde das Wakeboarden dann damit verbinden.“
Wesentlich spannender als bei den Damen wird dieses Jahr der Kampf um die Staatsmeister-Krone bei den Herren. Titelverteidiger und Top-Favorit Nicki Pranger ist nämlich nicht am Start, da er sich seit Monaten auf einer Europareise befindet und erst im Sommer wieder in den Wakeboard-Zirkus zurückkehrt. „Es ist ein sehr ausgeglichenes Feld – es wird ein offener Schlagabtausch“, meint Sportdirektor Krikula, nennt dann aber doch noch seine Favoriten. „Leo Stieber, Jan Ramelmühler, Dennis Doornwaard und Kilian Pircher sind für mich die Top-Favoriten. Ich könnte aus diesem Quartett aber keinen Favoriten nennen.“