Seit 2021 ist Caroline Mériaux Vizepräsidentin der Austrian Baseball Softball Federation (ABF) und in ihrer Funktion hauptverantwortlich für den Softball-Sport. In ihren Zuständigkeitsbereich fällt somit auch die Slowpitch-Sparte, die seit der Erstausgabe 2021 mit ihren Österreichischen Mixed Meisterschaften Teil der Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien ist. Wir haben mit der 39-jährigen Wienerin über ihre Leidenschaft für Softball, wichtige Nachwuchs-Strukturen, spezielles Pitching und natürlich die Finals gesprochen.
Caroline, du bist nicht nur ABF-Vizepräsidentin, sondern auch berufstätig, Spielerin auf Bundesliga- und Nationalteam-Niveau und hast auch jeweils eine Funktion im Klub sowie im Wiener Verband über. Wie bringst du das alles unter einen Hut?
Caroline Mériaux: Mit viel Leidenschaft und noch mehr Organisationsgeschick. Softball ist ein riesiges Ressort, aber mit der Erfahrung, die ich über die Jahre gesammelt habe, weiß ich, wann welche Aufgaben anfallen. Maßgeblich ist aber auch ein gutes Team. In meiner Rolle als Vizepräsidentin des Verbandes profitiere ich unter anderem von der guten Abstimmung mit meinen Kollegen im ABF-Büro. Und die Wanderers sind einer der größten Baseball-Softball-Vereine Österreichs, da gibt es viele helfende Hände. Aber natürlich ist auch das mit viel Arbeit und noch mehr Extrameilen verbunden.
Du wurdest kürzlich auf dem Verbandstag als Vizepräsidentin im Amt bestätigt und ich nehme an, es macht dir noch Spaß? Wie gerne übernimmst du auch in den kommenden zwei Jahren Verantwortung für den Softball-Sport?
Sehr gerne! Ich bin erst in meiner Anfangsphase. Insbesondere was die Nachwuchs-Agenden betrifft, habe ich noch viel vor. Mit unseren Nationalteams treten wir seit 2024 in allen Altersklassen, beginnend bei der U13, an. Diese Durchgängigkeit ist wichtig, um den jungen Mädchen Perspektiven und Chancen zu bieten. Was uns noch fehlt, ist ein nationaler Softball-Nachwuchs-Bewerb. Die Mädels in den Vereinen werden im Baseball groß, was auch Vorteile hat, aber spielerisch wäre es notwendig, dass sie sich in einer Fastpitch-Liga betätigen könnten.
Was fehlt noch, dass dieser Meilenstein erreicht werden kann?
Derzeit sind wir insgesamt noch nicht groß genug, dass wir eigene Fastpitch-Nachwuchs-Teams haben. Wir versuchen jetzt in diesem Jahr erstmals Spieltage abzuhalten, drei für die U13, vier für die U16. Es liegt aber auch an den Vereinen, die sich dafür zusammenschließen und organisieren müssen. Es steckt alles noch in den Kinderschuhen. Der Aufbau einer nachhaltigen Struktur braucht vor allem Zeit.

2024 war ja ein erfolgreiches Jahr für den Softball-Sport. Mit dem zwölften Platz bei der Europameisterschaft hat das Fastpitch-Nationalteam bewiesen, dass es bereits zum europäischen Spitzenfeld gehört. Was bleibt von der EM in den Niederlanden?
Die EM hat einmal mehr gezeigt, dass wir mit den großen Nationen phasenweise mitspielen können. Der ein oder andere zusätzliche Sieg, hätte uns in die Top-10 gespült, aber in den entscheidenden Momenten sind wir noch nicht konstant genug. Wir haben – mit Ausnahme weniger Veteraninnen – immer noch ein junges Team. Das macht in Zukunft jedenfalls Lust auf mehr.
Die Softball-Bundesliga startet in wenigen Wochen neuerlich mit „nur“ fünf Teams. Wünscht du dir, dass noch mehr Vereine Spitzen-Softball anbieten und damit auch in den Bundesländern eine gewisse Abdeckung erreicht wird. Oder gibt es noch nicht genügend Top-Spielerinnen für eine noch größere Liga?
Im Moment ist die Bundesliga relativ ausgeglichen. Dornbirn hat es in der Vorsaison erstmals (wieder) in die Top-4 geschafft. Das heißt, dass alle Teams Chancen auf die Playoffs haben. Natürlich wären mehr Teams wünschenswert, aber genauso wichtig ist es, dass die sportliche Competition hoch bleibt. Österreich ist mit zwei Teams in den höchsten europäischen Bewerben vertreten. Daraus lässt sich schon ein gewisses Niveau ablesen. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Liga wachsen wird, weil aus einem erfolgreichen Nachwuchs-Programm auch eine breitere Spitze entstehen kann.
Im Slowpitch-Bereich war das Nationalteam bei der EM, die verschiedenen Ligen quer durchs Land laufen. Slowpitch scheint sich etabliert zu haben und angenommen zu werden?
Ja, dadurch hat Nationalteam-Coach Robert Dewanger auch mehr Möglichkeiten und einen größeren, qualitativeren Spieler:innen-Pool. Die professionelleren Rahmenbedingungen tun der Entwicklung des Teams gut. Ähnlich wie im Fastpitch hat auch bei der Slowpitch-EM die Konstanz gefehlt. Dass der eingeschlagene Weg jedenfalls richtig ist, zeigen die Einladungen zu prestigeträchtigen Turnieren nach England und Belgien in diesem Sommer. Wenn das Team besser eingespielt ist, sind in Zukunft auch noch bessere Ergebnisse drinnen.

Vergangenes Jahr waren die Sport Austria Finals erstmals in Tirol. Was waren die größten Herausforderungen für die Slowpitch-Bewerbe?
Die allergrößte Herausforderung war das Wetter. Der Platz hat stark unter den vorangegangenen Regenfällen gelitten, aber der Bewerb konnte dennoch durchgeführt werden. Sicher ist die Infrastruktur in der Region limitiert, aber Schwaz war als Veranstalter außerordentlich ambitioniert und bemüht. Ich bin zuversichtlich, dass das Turnier in diesem Jahr ein großer Erfolg wird, wenn das Wetter diesmal mitspielt.
Die Witches & Bandits haben sämtliche Titel der Finals-Geschichte abgestaubt: Gelingt es heuer einem Team, die Oberösterreicher:innen vom Thron zu stoßen?
Ab und an passiert es bereits, dass die Witches & Bandits auch einmal eine Niederlage einstecken müssen, aber das sind bislang nur Ausreißer. Irgendwem wird es über kurz oder lang gelingen, den Titel zu erobern, ob es in diesem Jahr schon so weit ist, wird sich zeigen. Die Witches & Bandits sind einfach konstant gut und eingespielt. Sie stehen zurecht da, wo sie stehen und sind sicher im Juni wieder erste Anwärter auf den Pokal.
Richten wir den Blick noch einmal auf die ganze Sparte. Was ist – abgesehen von den Entwicklungen der Nachwuchs-Struktur – die größte Herausforderung oder Chance für die Zukunft?
Was mein Ressort betrifft, ist das Pitching wohl das größte Thema. Das Pitching im Fastpitch-Softball ist so speziell und benötigt so viel Aufmerksamkeit. Wir müssen es schaffen, frühzeitig anzusetzen und schon unseren jüngsten Spielerinnen die Möglichkeiten bieten, sich in diesem Bereich zu entwickeln und auch zu spezialisieren. Wenn wir uns da besser aufstellen, ist die Basis für eine erfolgreiche Zukunft gelegt.