Erik Zimmermann wirkt am Telefon wie immer ruhig, fast schon nordisch unbeeindruckt – und doch ist klar: Da brennt einer für seinen Sport. Der 21-jährige Kickboxer gehört zu den konstantesten Leistungsträgern Österreichs. Ende 2024 hat er sich bei den Europameisterschaften für die World Games qualifiziert – ein Prestige-Event, bei dem nur die Besten der Besten teilnehmen. Doch das Event in Chengdu (CHN) spielt in diesem Jahr für den Kärntner nur eine untergeordnete Rolle. Der Fokus liegt klar auf der im Herbst stattfindenden Weltmeisterschaft.
„Natürlich ist es etwas Besonderes. Immerhin bin ich nur einer von drei österreichischen Athlet:innen, die sich qualifizieren konnten. Aber ich muss ehrlich sagen: Mein Ziel ist die WM. Ich arbeite schon sehr lange auf das Ziel ‚Weltmeister‘ hin – das hat für mich oberste Priorität. Das soll aber nicht heißen, dass ich die World Games nicht ernst nehme – ich will natürlich immer gewinnen.
Die WM als klarer Saisonhöhepunkt
Der Herbst ist bei Zimmermann rot im Kalender angestrichen: Dann steigt die Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten – und damit kommt es zum Showdown um das ganz große Karriereziel. „Der Titel fehlt mir noch, und das wurmt mich. Die WM ist in unserem Sport einfach das Maß der Dinge.“ Die World Games sieht der 21-Jährige als Bonus, als Teil der Vorbereitung. Denn seine Gewichtsklasse – normalerweise bis 69 Kilogramm – gibt es in Chengdu nicht. Er muss in der 74er-Klasse an den Start gehen – eine Herausforderung, die ihn aber kalt lässt und nicht in Ehrfurcht erstarren. „Ist halt so. Ich nehm’s so hin. Und wenn ich dann dort bin, will ich natürlich so viele Kämpfe wie möglich gewinnen.“
Der Weg zur Weltmeisterschaft ist intensiv. Zahlreiche Weltcups und Europacups sowie die Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien warten in den nächsten Monaten. Neben dem Beruf als Servicetechniker für Medizingeräte ist der Terminkalender mit vielen sportlichen Fixpunkten vollgepackt. Trainiert wird sechs Mal pro Woche – sofern der Job es zulässt. „Wenn ich eine Woche auf Schulung in Deutschland bin, muss man halt improvisieren. Aber das macht es einfach auch spannend und gibt neuen Ansätzen eine Chance.“

Kämpfer durch und durch
Improvisieren, das kann Erik Zimmermann. Und kämpfen sowieso. Der Kärntner zählt zu den klassischen „Kickern“ im Kickboxen – sein Stil lebt von Dynamik, Distanzgefühl und präzisen Beintechniken. Einen klassischen Signature Move gibt’s nicht. „Jeder hat seinen Stil. Aber das ist ja das Schöne daran.“ Ein breites Repertoire, angepasst an Gegner, Tagesform und Taktik. Die Konkurrenz auf Weltniveau beschreibt er mit Respekt: „Da gibt’s keine leichten Gegner. Wer zur WM fährt, ist richtig gut. Es ist ein Kommen und Gehen – die Alten hören auf, die Jungen drängen nach. Das belebt unseren Sportler-Alltag.“
Sportler durch und durch – mit Bodenhaftung
Trotz allem ist der 21-Jährige keiner, der jammert. Wer mit ihm spricht, merkt schnell: Er ist keiner für große Worte – sondern für Taten. Seit vier Jahren ist er fixer Bestandteil von Österreichs größtem Multi-Sportevent und hat noch keine Auflage verpasst. Aber was bleibt hängen? „Der Austausch mit anderen Sportler:innen, Sportarten, die du sonst nie siehst. Das ist schon cool. Aber es ist immer ein Erlebnis, wenn andere Athlet:innen zu uns kommen. Wir sind alle im Sport unterwegs, sprechen sozusagen alle dieselbe Sprache. Ich mag das Event und freue mich schon“, verrät Zimmermann.
Ob er jungen Menschen Kickboxen empfehlen würde? Ganz im Stil Zimmermanns kommt ein ehrliches, unsentimentales: „Sie sollen es einfach ausprobieren.“ Kein Werbespruch, keine Show. Einfach der Zugang eines Athleten, der weiß, wovon er spricht – und lieber mit Leistung überzeugt als mit leeren Versprechen.