„Technisches Mastermind“ mit einer Vision

Wenn Linda Braun über ihren Alltag spricht, klingt das nach zwei Leben in einem: Tagsüber präzise Metallarbeit bei Swarovski-Optik, abends kraftvolle Anschübe auf eisigen Bahnen oder einfach „nur“ intensives Training. Und als wäre das noch nicht genug, startet die 24-jährige Tirolerin jetzt auch als Bobpilotin durch – mit eigenem Team, eigener Vision und einer beeindruckenden Portion Antrieb. „Ich habe immer schon viel gemacht im Leben und kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich viele Dinge in einer sehr ansprechenden Qualität unter einen Hut bekomme“, sagt Braun, die die letzten zwei Jahre als Anschieberin unterwegs war, mit einem Lächeln, das erahnen lässt: Hier spricht jemand, der sich nicht vor Herausforderungen fürchtet, sondern sie sucht.

Verletzung, Comeback, Aufbruch

Die letzte Saison begann alles andere als ideal. Kurz vor dem Saisonstart warf Braun eine Bänderverletzung weit zurück. Eine hartnäckige Verletzung, die sie zunächst ausbremste. „Natürlich war ich enttäuscht. Ich wollte in meiner zweiten Saison so richtig loslegen und mich steigern.“ Doch die 24-Jährige kämpfte sich zurück – mit Physio, Geduld und viel Biss. „In St. Moritz habe ich dann gezeigt, dass ich beim Start mithalten kann. Das war wichtig für mich und hat in meinem Kopf sehr viel Befreiung ausgelöst.“

„Technisches Mastermind“ als USP

Lea Haslwanter, ihre bisherige Pilotin, nennt sie liebevoll das „technische Mastermind“. Und tatsächlich: Was andere als notwendiges Übel sehen, ist für Braun fast Leidenschaft. „Ich liebe es, mit den Händen zu arbeiten. Durch meinen Beruf als Zerspanungstechnikerin habe ich ein gutes technisches Verständnis. Ich weiß, wo ich beim Bob anpacken muss, wie ich ihn abstimme, wie ich ihn feinjustiere. Ich habe mir da sehr viel selbst beigebracht“, erklärt sie. Doch was heißt das? Spur einstellen, Lenkseile kontrollieren, Achsen schmieren, Kufen schleifen – alles muss sitzen, bevor der Bob auf die Bahn darf. „Das ist nervenaufreibend, aber wenn man’s kann, erleichtert es viel. Ich habe mich da so richtig reingearbeitet, es daugt mir einfach!“

Teamgefühl und Neustart

Im Team Haslwanter war in der Saison 2024/25 alles perfekt: gleiche Wellenlänge, viel Humor, echtes Vertrauen. Doch nun geht Braun den nächsten Schritt – als Pilotin ihres eigenen Bobteams. „Ich wollte das Pilotieren einfach mal ausprobieren – und dann ging’s schneller, als ich dachte.“ 50 Fahrten hat sie „nebenbei“ bereits absolviert, die Freude und der Drang waren riesengroß. „Natürlich ist Lea traurig, aber sie versteht mich und meine Intention. Wir haben uns das von Beginn an offen ausgesprochen.“ Mittlerweile hat sie auch die Freigabe vom Verband: Das Projekt „Team Braun“ ist gestartet. „Das offizielle Go habe ich. Aber ich muss zuerst noch bei den Leistungstests abliefern und schnell gute Ergebnisse zeigen. Davon ist logischerweise auch die finanzielle Unterstützung abhängig.“

Physio als erste Anschieberin

Eine feste Anschieberin hat sie bereits gefunden – mit einem Augenzwinkern erzählt die Zukunftshoffnung: „Das ist meine Physiotherapeutin. Die hat so viel vom Bobsport mitbekommen, dass sie irgendwann einfach mitgefahren ist. Jetzt ist sie fix dabei – ich konnte sie praktisch mit meiner Begeisterung anstecken.“ Für weitere Teammitglieder wird noch gesucht – ebenso wie für Sponsoren. Denn klar ist: Ein eigenes Team kostet. „Bobsport ist nun mal teuer. Ich muss so kalkulieren, dass ich auch, wenn die Resultate am Anfang noch durchwachsen sind, gut durch die Saison komme.“ Nachsatz: „Mein Arbeitgeber steht voll hinter meiner Entscheidung und meinem Ziel. Dort sind glücklicherweise sehr viele sportbegeisterte Menschen. Das gibt mir einen sicheren Rückhalt.“

Instagram & Impact

Auch abseits der Bahn zeigt Braun vollen Einsatz – etwa auf Social Media, wo sie regelmäßig spannende Einblicke gibt. Nicht aus Pflichtgefühl, sondern mit echter Begeisterung: „Ich mach das gern, das ist mein Hobby. Und ich will den Bobsport sichtbarer machen – vor allem in Tirol.“ Ihre Kanäle nutzt sie nicht nur zur Selbstvermarktung, sondern auch, um den Sport weiterzubringen.

Keine halben Sachen und ein klares Ziel: Olympia 2030

Ihr großes Ziel? „Ganz klar: Die Olympischen Spiele 2030. Im ersten Schritt möchte ich im Europacup eine gute Figur abgeben und mich dann in den Weltcup hocharbeiten. Ich weiß, das wird hart – aber ich glaub fest dran. Ich habe das Ziel fest im Kopf und bin mir bewusst, dass ich auch eine große Portion Geduld brauche. Und wenn ich was mach, dann mach ich’s g‘scheit.“

Mit diesem Satz ist eigentlich alles gesagt. Linda Braun macht keine halben Sachen – sie gibt 100 Prozent. Immer! Ob in der Werkstatt, im Eiskanal oder auf der Suche nach Sponsoren.

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