Wer beim Cross-Triathlon im Rahmen der Sport Austria Finals 2023 powered by Holding Graz an den Start geht, sollte neben den athletischen Fähigkeiten auch eine große Portion Mut mitbringen. Oder wie Herwig Reupichler sagt: „Du musst ein wilder Hund sein.“ Denn die Streckenführung ist nichts für Zartbesaitete, wie der Obmann des Veranstalter-Vereins Tri Styria erklärt.
„Man braucht schon viel Mut, damit man diese Strecke in Angriff nehmen kann. Es ist kein Hobby-Triathlon, in den man reinschnuppern kann, sondern man muss gut Mountainbiken können und Trailrunning beherrschen, damit man erfolgreich ist.“ Im vergangenen Jahr hätten einige Teilnehmer:innen einen „Schotterausschlag“ davongetragen, wie Reupichler lachend anmerkt. „Aber trotzdem sind alle mit strahlenden Gesichtern ins Ziel gekommen. Wir haben als Feedback bekommen, dass die Strecken Weltklasse waren und sie die familiäre Veranstaltung sehr genossen haben.“
Zwei Tage im Wald
Für dieses Feedback war im Vorfeld allerdings auch viel Arbeit und Herzblut nötig. Reupichler selbst verbrachte in Summe mehr als zwei Tage im Wald, bis er mit der Strecke zufrieden war. „Es waren 50 Stunden, bis ich die Radstrecke gehabt hab‘. Bei der Laufstrecke war es etwas einfacher – da waren es nur 15 Stunden.“ Der Aufwand hat sich aber letztlich ausgezahlt. Denn auch die Top-Elite war voll des Lobes. „Die Strecke in Graz ist eine der schönsten, die ich jemals bei Staatsmeisterschaften gesehen hab‘. Technisch anspruchsvoll, aber nicht zu schwierig. Mir hat der Bewerb supergut gefallen“, erinnert sich Carina Wasle mit Begeisterung zurück.
Wasles Antreten ist noch nicht fix
Die Rekord-Staatsmeisterin baute im Vorjahr ihre imposante Statistik aus und holte in souveräner Manier den fünften Titel im Cross-Triathlon. Insgesamt steht die Tirolerin nun bei 14 Staatsmeistertiteln (7x Winter-Triathlon, 5x Cross-Triathlon, 2x Duathlon).
Ob in diesem Jahr Nummer 15 dazukommt, ist noch unklar. Nicht, weil Wasle große Konkurrenz zu befürchten hätte, sondern weil am selben Wochenende die XTERRA-Europameisterschaften stattfinden. „Noch hab‘ ich mich nicht zu 100 Prozent entschieden, ob ich bei den Sport Austria Finals teilnehme“, verrät eine hin- und hergerissene Wasle. Zur Freude der österreichischen Triathlon-Fans hat die 38-Jährige aber eine klare Tendenz. „Wahrscheinlich werde ich schon in Graz starten. Es ist eine total lässige Veranstaltung und ich starte immer gerne vor heimischem Publikum.“
Und wenn es nach Wasle geht, soll die Karriere trotz fortgeschrittenen Alters noch einige Jahre andauern. Denn das Feuer brennt bei der Kundlerin wie am ersten Tag. „Solange Erfolge da sind, würde ich schon gerne noch ein paar Jahre weitermachen. Ich tu‘ es einfach so wahnsinnig gerne.“
Sponsoren gesucht!
Allerdings hat die Ausnahme-Athletin ihre Zukunft nicht ganz in der eigenen Hand, wie sie verrät. „Ob ich weitermache oder aufhöre, liegt mehr an den Rahmenbedingungen als an mir.“ Mit Rahmenbedingungen meint Wasle die finanziellen Umstände. Das Leben als Profi-Sportlerin lässt sich nur mit Sponsoren bestreiten und die sind aktuell rar gesät. „Hinsichtlich Sponsoren wird es immer schwieriger. Ich arbeite jetzt nebenteil halbtags, damit ich das alles finanzieren kann. Aber es ist schon schwierig, das alles unter einen Hut zu bringen, weil es enorm stressig und zeitaufwendig ist.“
Noch hat Wasle, die im Oktober 39 wird, die Hoffnung allerdings nicht aufgegeben. Und professionell wie sie ist, konzentriert sie sich weiterhin voll auf das Sportliche. Denn sind die Erfolge da, sind normalerweise auch potenzielle Sponsoren nicht weit. Und der nächste Erfolg wird – sofern sie startet – bei den Sport Austria Finals dazugekommen. „Wenn es normal läuft, wird Carina Wasle wieder gewinnen. Ich sehe keine ernsthafte Konkurrenz“, meint auch Herwig Reupichler.