29. MAI – 2. JUNI IN INNS­BRUCK/TIROL

Beim Slowpitch wirds wasch-bäärig

Waschbären sind in Österreich eher selten anzutreffen. Zwar leben die kleinen Säugetiere im Grunde in allen Bundesländern, will man ihnen jedoch begegnen, muss man schon genau wissen, wo man sucht. Ähnlich verhält es sich auch mit reinen Slowpitch-Softball-Vereinen.

Vielleicht ist das auch bereits die Erklärung, wie die Stockerau Racoons zu ihrem Namen gekommen sind – sollte einfach nur ein möglichst seltenes Tier als Namensgeber dienen? Obmann und Vereinsgründer Stefan Valsky winkt ab. „Wir haben unseren Namen gewählt, weil wir ein Verein für jedermann und jede Frau sein wollten, egal ob Waschbrett- oder Waschbär-Bauch“, lacht der 38-Jährige.

Was im ersten Moment gewiss belächelt wurde, passt auf den zweiten Blick aber wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Slowpitch ist nämlich sowohl die einfachste als auch die populärste aller Baseball-Varianten – vor allem eben im Breitensportbereich.

Slowpitch-Teams formen sich aber dennoch meist im Umfeld großer Baseball-Klubs. Bei den Racoons war das nicht der Fall. Der seit 2010 eingetragene Verein bietet ausschließlich Slowpitch an – und hatte deshalb vor allem zu Beginn mit nicht vorhandener Infrastruktur und einer dünnen Kaderdecke zu kämpfen.

Das Racoonsfield: Früher ungenütztes Grünland. Heute ein kleines Schmuckkästchen.

Hydrant und Bäume im Outfield

Mangels Alternativen ließen sich Valsky und sein Team unmittelbar nach der Vereinsgründung auf einem ungenützten Grünstreifen des Sportzentrums Alte Au nieder. Umringt von einem ehemaligen Jugensportheim, einem Inline-Hockey-Platz und zwei Fußballfeldern war gerade genug Platz für das „Racoonsfield“. Wobei…

„Unser Spielfeld in seinem Urzustand war in Slowpitch-Kreisen legendär, taugte aber auf lange Sicht nicht für einen ernsthaften, regelmäßigen Spielbetrieb“, erinnert sich Valsky. Mehrere riesige Eichen und sogar ein Hydrant ragten mitten im Outfield – das zudem noch abschüssig war – aus dem Boden.

Mit der sportlichen Weiterentwicklung der Racoons, der Gründung der ABBQS-Slowpitch-Liga und der Übernahme des Obmann-Postens durch Valsky selbst, wurde der Ruf nach einer Generalsanierung der Heimstätte dann immer lauter.

Für das Vorhaben gab es dann 2018 grünes Licht seitens der Stadtgemeinde, die dem Verein – gemeinsam mit einem Stockerauer Bauunternehmen – finanziell ein wenig unter die Arme griff.

Über Jahre hinweg wurde am Racoonsfield im Wechsel trainiert und gebaut. Fast jeder Handgriff wurde von den Vereinsmitgliedern per Hand durchgeführt. Vier Jahre, eine Bausteinaktion und unzählige Stunden an harter Arbeit später ist aus dem ehemals ungenützten Stück Wiese ein kleines Softball-„Stadion“ geworden.

Bäume und Hydrant wurden „ausquartiert“, das Infield ziert nunmehr die typische rote Erde. Zu den seit 2012 vorhandenen Containern, die als Kantine und Geräteschuppen dienen, kamen zwei „Dugouts“, eine Tribüne und eine elektronische Anzeigetafel hinzu. Zuletzt wurde der Batting-Cage eingeweiht, der speziell für Schlagtraining ausgelegt ist – und von Valskys Vorstandskolleg:innen feierlich nach dem Langzeit-Obmann benannt wurde.

Langzeitobmann Stefan Valsky in dem nach ihm benannten „Batting-Cage“.

Zusammenhalt und Teamgefüge

„Was soll ich dazu sagen? Ich bin nur ein Teil in einem 1.000-Teile-Puzzle. Ohne die anderen 999 Teile würde das Ganze nicht funktionieren. Wir sind das geilste Team der Welt“, zeigt sich das Stockerauer Urgestein demütig und dankbar. „Wir sind überglücklich mit dem Racoonsfield 2.0. Es war ein Kraftakt, wir haben über Jahre alles, was wir zur Verfügung hatten, reingesteckt. Ich danke allen Helfer:innen.“

Insgesamt zählen die Racoons mittlerweile rund 40 Mitglieder, etwa jedes dritte ist weiblich, was in einer ausschließlich in der Mixed-Variante ausgetragenen Sportart äußerst wichtig ist. Von den Anlaufschwierigkeiten der ersten Jahre ist mittlerweile nichts mehr zu spüren. Seit Jahren schon freuen sich die Lenaustädter:innen über konstanten Zuwachs. So konnten zuletzt auch Abgänge stets kompensiert werden.

Der Verein punktet bei seinen Mitgliedern vor allem mit Zusammenhalt und Teamgefüge: „Bei uns stehen das Miteinander und der Spaß im Vordergrund“, betont Valsky. Abseits des Slowpitch bittet der Obmann seine Mitspieler:innen schon einmal zu Freizeitaktivitäten wie Stockschießen oder Badminton. Auch das soziale Engagement kommt nicht zu kurz. Die Racoons unterstützen Veranstaltungen der Stadtgemeinde und übernahmen auch bereits zwei Waschbär-Patenschaften.

Zusammenhalt und Teamwork werden bei den Racoons groß geschrieben.

Slowpitch auf Top-Niveau

„Softball-Begeisterte und Neulinge sind bei uns jederzeit willkommen“, unterstreicht der Vereinsboss. Trainings finden einmal pro Woche statt, im Winter sogar in der Halle. Rookies wird der Einstieg jedenfalls so leicht wie möglich gemacht. „Mit Ausnahme von Turnschuhen braucht man nichts mitzubringen. Wir stellen sämtliches Equipment, Schläger und Handschuhe zur Verfügung“, sagt Valsky.

Er selbst ist 2003 im Rahmen eines Jux-Turniers erstmals mit dem US-amerikanischen Sport in Berührung gekommen. „Mich hat begeistert, dass es einerseits leicht zu erlernen und andererseits so vielseitig ist. Laufen, Fangen, Werfen und Schlagen sind gefragt, dafür ist Softball weniger taktisch geprägt als Baseball.“

Sein Know-How hat der ausgebildete Instruktor seinen Teamkolleg:innen über die Jahre offensichtlich gut vermitteln können. Die Racoons entwickelten sich von einer reinen Hobbytruppe zu einem ernst zu nehmenden Slowpitch-Verein. Prestigeträchtige Turniersiege unter anderem beim Vienna Classic, mehrere Teilnahmen an internationalen Turnieren, COED-Staatsmeisterschaften und eben den Sport Austria Finals zieren die Vereinshistorie.

Wenn nicht am Spielfeld, dann an der Seitenlinie: Valsky legt hat sich auch als Trainer ins Zeug gelegt. Die Racoons gehören zu den besten Teams des Landes.

Sport Austria Finals? „Grenzgenial!“

In diesem Jahr treten die Racoons zum dritten Mal bei der Multisportveranstaltung in der steirischen Landeshauptstadt an. Langweilig wird es den Waschbären nicht. Valsky ist nach Auftritten im Infield und Outfield mittlerweile als Pitcher im Einsatz. Eines bleibt aber auch in diesem Jahr gleich: die Außenseiterrolle.

„Wir haben bislang einen fünften und einen sechsten Platz zubuche stehen. Ziel ist es auch heuer wieder, nicht Letzter zu werden“, sagt der Stockerauer. „Die Favorit:innen sind wie zuletzt die Witches & Bandits aus Linz sowie die Rubberducks aus Wiener Neustadt.“

Vom Konzept des Events ist Valsky überzeugt: „Die Sport Austria Finals sind für uns wie ein Grand Slam Turnier im Tennis. Wir können uns dort präsentieren und die Stimmung ist grenzgenial. Ich bin froh, dass wir so eine Veranstaltung in Österreich haben.“

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