Er ist der vielleicht bekannteste Rollstuhl-Rugby-Spieler Österreichs. Wenngleich ihn die meisten gar nicht als solchen kennen – zumindest nicht vorwiegend.
Lukas Müller, ehemaliger Skispringer und seit einem Sturz am 13. Jänner 2016 inkomplett querschnittsgelähmt, ist im Zuge seiner Reha in Bad Häring erstmals mit dem Rugby-Sport in Berührung gekommen.
„Beim Häringer Sportfest bin ich von ehemaligen Patienten erstmals auf Rollstuhl-Rugby angesprochen worden und kurz darauf einfach einmal zum Training ins Olympiazentrum Salzburg-Rif gekommen“, erinnert sich Müller. Zuvor habe er „von Handbike, über Tennis bis hin zu Basketball alles ausprobiert“, sagt der heute 31-Jährige.
„Für Tennis war ich irgendwie z’blöd“, scherzt der Kärntner, „Basketball war eigentlich ganz lustig. Ich habe immer wieder einmal probiert, auf einen Korb zu werfen.“ Aufgrund seiner leichten Einschränkungen an den Händen ist die Liebe zum populärsten Rollstuhl-Sport aber nie vollends entfacht. Außerdem gab es ja Rugby.
Binnen kürzester Zeit zum Nationalspieler
„Im Gegensatz zum Basketball kann beim Rugby jeder und jede – unabhängig von seiner oder ihrer Einschränkung – mitspielen. Das hat mir von Anfang an getaugt“, so Müller, der nunmehr seit sieben Jahren Rugby spielt und auch Nationalspieler ist. Damit es zwischen den Teams fair bleibt, was die körperlichen Voraussetzungen betrifft, gibt es ein „Punktesystem“.
Soll heißen: Je nach körperlicher Einschränkung wird ein Spieler auf einer Skala zwischen 0,5 und 3,5 Punkten eingestuft. Die Summe der vier aktiven Spieler eines Teams darf acht nicht überschreiten. Müller beispielsweise hat 2,5 Punkte. Generell darf nur mitspielen, wer Einschränkungen an zumindest drei Gliedmaßen hat.
Spielentscheidend für die beiden Teams ist jeweils, einen (runden, nicht eiförmigen) Ball in die gegnerische „Endzone“ zu bringen, um ein Tor zu erzielen. Viermal acht Minuten haben die Akteuren Zeit, mit Taktik und Härte den Weg durch die Abwehrreihe der Konkurrenz zu finden.
Härte? Eher Brutalität! Das zumindest denken viele Außenstehende beim ersten Besuch eines Matches von Lukas Müller und seinen Kollegen. „Es darf knallen“, sagt der ehemalige Skispringer, entkräftet jedoch: „Es kann nicht viel passieren, das Allermeiste bekommen die Rollstühle ab – maximal, dass jemand bei einem Aufprall umfällt. Keine 30 Sekunden später ist man aber durch Hilfe der Betreuer wieder auf den Reifen.“
Rugby Bulls Salzburg hoffen auf Zuwachs
Im Rahmen der am Sonntag in Graz zu Ende gegangenen Sport Austria Finals krönte die heimische Rollstruhl-Rugby-Szene, die ansonsten in einer bundesweiten Liga organisiert ist, seinen Staatsmeister. Auch Müller und seine Teamkollegen von den Rugby Bulls Salzburg waren am Start. Am Ende schaute aber immerhin Rang drei heraus.
„Wir sind noch nicht außerordentlich erfolgreich, weil wir zu wenige Spieler bei uns im Verein haben und deshalb nicht Vier-gegen-Vier trainieren können“, so der Bronze-Medaillen-Gewinner. „Wir versuchen immer wieder, Rollstuhl-Fahrer für unseren Sport zu begeistern.“
Wenn Müller weiter so von „seinem“ Sport schwärmt, sollte das Recruiting eigentlich kein Problem darstellen. Aber es gehe um mehr als die körperliche Aktivität. „Die soziale Komponente ist für mich etwas ganz Besonderes. Alle Teamkollegen haben Probleme und Einschränkungen, die ich auch selbst erfahre – gerade außerhalb unseres Sports.“ Es komme zu einem ständigen Erfahrungsaustausch, von dem man als Mensch profitiere, unterstreicht der Rollstuhl-Sportler. „Jeder kann für das Leben außerhalb des Sports viel mitnehmen…“