Es gibt Sportarten, die einem rasch in den Sinn kommen, wird man spontan gefragt: Fußball, Skifahren, Schwimmen … doch wie sieht es mit Schach aus? Viele kennen es zwar unter Begriffen wie „Denksport“, aber offiziell als Sport – so ehrlich muss man sein – hatten viele Schach bisher gewiss nicht auf dem Radar. Anna-Lena Schnegg ist mit dem Schachsport groß geworden und hat schon viele tolle Momente erlebt, auch wenn die 25-Jährige aktuell aus Zeitgründen eine kleine Pause als aktive Spielerin einlegt. Die Musik ist nunmehr zu ihrem Lebensmittelpunkt geworden. Aber es gibt einige Synergien zwischen diesen beiden Bereichen. Welche, das verrät uns die Tirolerin im folgenden Interview.
Wann bist du mit dem Schachsport erstmals so richtig in Berührung gekommen?
Anna-Lena Schnegg: Ich bin in einer klassischen Schachfamilie aufgewachsen. Meine Mutter hat sehr viel gespielt, aber auch meine zwei älteren Brüder. Da war es dann irgendwie naheliegend, dass ich selbst auch spielen will. Mit viereinhalb Jahren bin ich dann zum ersten Mal selbst vor dem Schachbrett gesessen. Das Spiel hat mich von Beginn an fasziniert. Aber ich habe dann zum Ausgleich viele Jahr nebenbei Taekwondo gemacht, die Bewegung neben einem sitzenden Sport war für mich sehr wichtig.
Du hast die Faszination angesprochen. Warum bist du dem Schachsport so lange treu geblieben?
Schnegg: Schach ist einfach eine unendliche Geschichte. Egal wie oft ich am Brett gesessen bin, es passieren immer wieder neue Dinge. Das ist einfach unglaublich cool. Es gibt selten die Situation, wo ich denke, das habe ich schon alles auswendig gelernt und es läuft alles easy. Neben strategischem Denken ist auch sehr viel Kreativität gefragt. Schach hat viele unterschiedliche Facetten und lebt von den taktischen Elementen, der richtigen Strategie und dem kurz- bzw. langfristen Denken.
Das Schachspiel ist in verschiedene Phasen unterteilt. Wo siehst du deine persönlichen Stärken?
Schnegg: Wenn ich ehrlich bin, war die Eröffnungsphase nie so mein Steckenpferd. Da geht es viel ums Lernen und das Reproduzieren. Mit den weißen Figuren will man sich schnell einen Vorteil holen, mit den schwarzen Figuren kämpft man immer um eine ausgeglichene Stellung. Ich denke ich war im Endspiel immer gut. Auch habe ich schnell bestimmte Muster erkannt, war taktisch sehr gut und habe viele taktische Motive gesehen. Da hilft das kreative Denken mit Sicherheit. Im Laufe der Jahre habe ich dann mehr Spaß daran gefunden, in den Partien ruhige Stellungen zu halten und die richtige Strategie anzuwenden.
Schach ist als das „Königliche Spiel“ bekannt. Hast du einen Tipp, wie sich Schach am besten erlernen lässt?
Schnegg: Da gibt es natürlich viele verschiedene Herangehensweisen. Es geht, wie schon angesprochen, viel übers Lernen und Reproduzieren. Ich habe damals mit meinem Trainer sehr viel Wert darauf gelegt, meine eigenen Partien zu analysieren. Was ist gut gelaufen, was weniger gut? Welche Gedanken habe ich mir während dem Spiel gemacht? Das habe ich immer sehr ernst genommen und mir für die Nachbesprechung viel Zeit genommen. Ich würde sagen, man lernt sehr viel, wenn man sich unterschiedliche Partien ansieht, sich in Schachbüchern über gewisse Ansätze schlau macht und Beiträge dazu liest. In der heutigen Zeit ist auch das digitale Lernen ein großes Thema. Es gibt sehr viele Möglichkeiten.
Face-to-Face vs. Online. Wo bist du zu Hause?
Schnegg: Ich spiele aber lieber Face-to-Face und mag es lieber, die Figuren in der Hand zu halten als nur mit einer Maus auf die Felder zu klicken. Meine Mama und mein Bruder Daniel sind im Lehrberuf und sehen, wie viel Freude die Kinder beim Schulschach haben. Das zeigt mir, dass unsere Sportart eine positive Zukunft haben wird und da viele Nachwuchsspielerinnen und -spieler nachkommen werden. In der Corona-Zeit hat die Serie „Damengambit“ unserer Sportart in die Karten gespielt und einen richtigen Online-Boom ausgelöst. Es gibt wohl kaum jemanden mehr, der mit Schachspielen nichts anfangen konnte.
Aktuell befindest du dich in einer schöpferischen Schachpause. Sehen wir dich bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien wieder am Brett?
Schnegg: Aktuell habe ich leider nicht mehr so viel Zeit zum Spielen. Nach der Schule habe ich viel Musik gemacht und begonnen in diese Richtung zu studieren. Es haben sich einfach die Prioritäten etwas verschoben. Die Musik hat sehr viel meiner Zeit in Anspruch genommen. Gerade jetzt, wo ich kurz vor dem Abschluss stehe, fallen halt noch viele extra Themen an. Aber ich möchte bei den Sport Austria Finals in Innsbruck zumindest im Blitzschach an den Start gehen. Das wäre dann schon wieder ein besonderes Erlebnis, bei einem großen Schachturnier im eigenen Bundesland teilzunehmen.
Welche Synergien gibt es zwischen Musik und Schach?
Schnegg: Mein Lebensmittelpunkt ist jetzt die Musik. Ich schreibe und mache viel Musik und gebe Gesangsunterricht. In der Musik ist ein hohes Maß an Kreativität gefragt. Das hilft sicherlich auch im Schach. Ich spiele vielleicht häufiger einen Zug, mit dem der Gegner nicht rechnet. Wenn somit neue Denkmuster hineingebracht werden und sich neue Ansätze finden lassen, ist das für die Gegner oft schwer und sie wissen nicht, wie sie reagieren müssen. Ich vergleiche Schach gerne mit dem Spielen von Jazzklavier: Es gibt so viele Möglichkeiten, die einem nie ausgehen. Und das macht es dann einfach sehr interessant!