Obwohl es bereits 20 Jahre her ist, kann sich Lukas Steinegger noch gut an das letzte Mal erinnern, als die Formationstanz-Staatsmeisterschaften in Tirol ausgetragen wurden. „Damals waren fünf Mannschaften am Start, davon eine aus dem Ausland. Ich selbst war in der Hobby-Klasse dabei und habe das Turnier hautnah miterlebt.“
2024 sieht die Sache etwas anders aus. Steinegger ist mittlerweile Präsident vom 1. Tiroler Turniertanzklub GOLD WEISS Innsbruck und darf als Veranstalter die Staatsmeisterschaften, die im Rahmen der Sport Austria Finals ausgetragen werden, ausrichten. „Wir haben 20 Mannschaften am Start, alle aus Österreich. Es ist in den vergangenen 20 Jahren also schon ein bisschen was passiert“, schmunzelt der Tiroler.
Passiert ist zum Leidwesen von Steinegger aber hauptsächlich im Osten einiges. Speziell im Ballungsraum um Wien hat sich Formationstanz stark entwickelt. Der HSV Zwölfaxing ist sogar amtierender Vize-Weltmeister, holte sich im Dezember 2023 in Hongkong sensationell Silber.
Hochburg im Osten, Dornröschenschlaf im Westen
Von ähnlichen Erfolgen kann man im Westen nur träumen. „Formationstanz ist in Tirol praktisch nicht existent. Wien und Niederösterreich sind die Hochburgen, im Westen gibt es de facto gar nichts. Deswegen ist es für uns so besonders, dass die Sport Austria Finals in Tirol stattfinden“, erklärt Steinegger.
Auch Claudia Iglseder, Präsidiumsmitglied des ÖTSV, hofft auf einen Finals-Boost: „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass wir Formationstanz in Tirol wieder salonfähig machen können. Gerade durch die Sport Austria Finals erhoffen wir uns mehr Interesse. Vielleicht sind unter den vielen Zuschauer:innen einige dabei, die sich dafür interessieren.“
Geboten wird beim Formationstanz jedenfalls einiges. Bis zu acht Paare zünden am Parkett ein Feuerwerk, das man beim klassischen Paar-Tanz so nicht zu Gesicht bekommt. „Die Paare müssen einzeln, aber auch mit den anderen Paaren eine Kür tanzen und auf der Tanzfläche Formationen bzw. Bilder erzeugen. Für die Zuschauer:innen ist das immer ein Highlight, weil es natürlich immer sehr publikumswirksam gestaltet wird“, erläutert Stefan Herzog, Trainer des Vizeweltmeisterteams aus Zwölfaxing, das nur 20 Kilometer von Wien entfernt.
Initialzündung im Westen
Dass seine Truppe aufgrund des großen Erfolgs in Hongkong der absolute Finals-Favorit ist, kann und will Herzog gar nicht von der Hand weisen. „Wir haben als Vizeweltmeister natürlich einen gewissen Status und eine gewisse Favoritenrolle. Auch damit müssen wir lernen umzugehen. Es ist ein gewisser Druck da! Wir wollen diesem Status und dieser Rolle gerecht werden – die Leute haben ja eine gewisse Erwartung an uns. Die wollen wir erfüllen.“
Auch der ehemalige Dancing-Stars-Profitänzer hofft, dass durch die Sport Austria Finals im Westen ein Aufschwung in Sachen Formationstanz passiert. „Die Sport Austria Finals können durchaus eine Initialzündung für Klubs im Westen sein, um sich an das Feld heranzuwagen und da was auf die Beine zu stellen.“
Für den Verband hat es ebenfalls eine große Priorität, die Menschen nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Tanzsport zu bewegen. „Durch Formate wie Dancing Stars hat man den stärkeren Zulauf am Anfang schon gemerkt, die Tanzschulen haben da sicher profitiert. Aber der Schritt hin zum Tanzsport ist dann nochmal ein anderer. Da sind wir vonseiten des ÖTSV dran, mit Nachwuchsprogrammen wieder neue Tänzer:innen zum Tanzsport zu bringen.“ Am 1. Juni (ab 14 Uhr) ist jedenfalls ein guter Tag, um dem Formationstanz und den Besten darin im Sportzentrum Telfs ganz nahe zu kommen.