Wenn Österreichs Ultimate-Elite an diesem Wochenende zum zweiten und allesentscheidende Qualifikationsturnier für die Sport Austria Finals 2024 powered by Österreichische Lotterien (29. Mai bis 2. Juni) zusammentrifft, steht vor allem ein Team im Fokus: Die INNsiders aus Kundl. Der Klub aus dem Unterinntal will am Innsbrucker USI-Gelände (18./19. Mai) eines der letzten zwei Tickets für die Staatsmeisterschaften im prestigeträchtigen Mixed-Bewerb ergattern.
Die Konkurrenz für einen der ältesten Ultimate-Vereine Westösterreichs ist allerdings groß. Mit den Augärtnern (Graz), Flugsauriern (Wels), Styrian Hawks (Feldbach), Ultimate Primates (Wien) und der Wiener Mischung sind noch fünf weitere Top-Teams im Rennen.
„Die Qualifikation ist absolut realistisch und unser großes Ziel“, unterstreicht Dominik Osl. Der 32-Jährige steht dem Frisbeeverein INNsiders seit 2016 als Obmann vor. „Der Umzug der Sport Austria Finals von Graz nach Innsbruck ist für uns eine zusätzliche Motivation. Die Veranstaltung ist ein Gewinn, Ultimate und die Vereine profitieren von der Aufmerksamkeit“, unterstreicht Osl, warum es sich lohnt, bei Österreichs größter Multisportverstaltung dabei zu sein. Nach über 20 Jahren als Aktiver in der Ultimate-Szene weiß er jedoch nur zu gut, wie schwer es für seine Farben – trotz des Heimvorteils – wird.
Während die sechs Teams am Samstag zunächst in zwei Dreier-Gruppen gegeneinander antreten, fällt die Entscheidung um den Final-Einzug – und damit um die Qualifikation für die Finals – erst in den Crossover- bzw. Halbfinal-Spielen am Sonntag. „Die Augärtner haben die Vorausscheidung gewonnen, kennen sich ewig und sind demnach super eingespielt. Die Flugsaurier darf man nie unterschätzen. Sie sind effizient und die Spieler:innen spielen ihre jeweiligen Rollen perfekt. Die Wiener Mischung ist eine gute, junge Truppe“, gibt Osl vor dem Turnier seine In(n)sider-Tipps zu den größten Konkurrenten ab.
In „alten Socken“ lernt man Werfen
Schon vor 2005 verfiel der heutige Obmann dem „Ultimate-Fieber“. Als Jugendliche kamen Osl und seine Freunde beim 1995 gegründeten Verein Old Sox erstmals mit der Flugscheibe in Berührung. „Ultimate war von Anfang an superlässig. Wir haben sofort gemerkt, dass man in diesem Sport aufeinander Rücksicht nimmt und Fairplay wirklich gelebt wird. Es war eine andere Dynamik wie beim Fußball. Beim Ultimate ist jeder willkommen, unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft.“ Apropos Alter.
„Irgendwann haben die ‚Alten‘ gemerkt, dass sie zu alt sind“, scherzt Osl in der Retrospektive respekt- und liebevoll über die Frisbee-Pioniere. „Wir wollten, dass Ultimate in Kundl bestehen bleibt.“ 2005 formte der junge Kern der Sox dann die INNsiders, die sich in der heimischen Ultimate-Szene fortan peu à peu nach oben arbeiteten. „Unsere besten Zeiten hatten wir als Verein sicher in den Jahren rund um 2015 bis 2018, wo wir viele Nationalspieler:innen gestellt und auch im Ausland erfolgreich Turniere absolviert haben.“ Zweimal (2015, 2018) eroberte das Open-Team (Herren) in dieser Zeit den Staatsmeistertitel.
Die Sportart hat Osl & Co. jedenfalls in all den Jahren nicht mehr losgelassen. „Ultimate ist ein intensiver Sport. Die Faszination liegt einerseits in der Laufintensität und geht andererseits vom Spielgerät selbst aus. Es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten, die Frisbee zu werfen und Spielsituationen zu lösen“, streicht das langjährige Vorstandsmitglied die „vielen Dimensionen“ des Ultimate-Spiels heraus.
Tiroler Teams bündeln ihre Kräfte
Für den großen Traum von den „Finals dahoam“ haben die INNsiders in der Vorbereitung nichts dem Zufall überlassen. Eine Kooperation mit dem in Innsbruck beheimateten Unions Frisbee Verein Flying Circus sorgt für einen starken Kader. Auch 2021 und 2022, als die Tiroler:innen bei ihren bislang einzigen Teilnahmen an den Sport Austria Finals jeweils Platz sechs belegten, war das ähnlich. Das Verhältnis zwischen den beiden „Ultimate-Hochburgen“ Tirols könnte besser nicht sein. „Wir haben einmal mehr die stärkste Mannschaft geformt, die in Tirol zur Verfügung steht“, sagt Osl.
Trotzdem gibt es gleich mehrere Wermutstropfen. „Leider haben wir viele verletzungsbedingte Ausfälle“, so der Obmann, der selbst wegen eines Knorpelschadens passen muss. Auch bei den Schlüsselspielern Philippe Kayser und Lukas Sellemond streiken die Kniegelenke. Das Trio bildet jedoch gemeinsam mit Lena Pfister das Coaching-Gespann der INNsiders und will so zumindest von der Seitenlinie seinen Beitrag leisten.
Der bislang letzte und bislang einzige Staatsmeistertitel im Mixed datiert aus dem Jahr 2014. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums soll es nun erneut klappen. Gleichzeitig wissen die Beteiligten, dass sich das „Championship-Window“ für die INNsiders wohl eher früher als später schließt.
Auf der Suche nach der Next-Gen
Rund 45 Mitglieder haben die INNsiders heute. Knapp mehr als 30 seien aktiv, sagt Osl, der nicht leugnet, dass sich die Geschichte langsam zu wiederholen beginnt. „Viele von uns sind selbst um die 30 Jahre alt, haben vielleicht selbst Familien. Die Devise lautet, in den kommenden Jahren junge Menschen für die INNsiders zu begeistern.“ Der Tiroler setzt mit seinen Vorstands-Kolleg:innen auf Schulkooperationen, gemeinsam mit Lehrkräften gestalten die INNsiders Ultimate-Stunden für den Turnunterricht. Zusammen mit Flying Circus werden Jugendtrainings in Innsbruck angeboten. Nach den Finals sollen auch in Kundl einmal wöchentlich Trainings für die „Next Generation“ über die Bühne gehen.
Attraktiv und spektakulär genug, um auch die jüngsten Sportbegeisterten in seinen Bann zu ziehen, ist Ultimate in jedem Fall. Nur an einem fehlt es der Sportart – nämlich an Schiedsrichter:innen. Aber das hat einen guten Grund. Ultimate gilt, obwohl die Grundidee des Spiels jener des American Football entspricht, als „fairster Sport der Welt“ und kommt gänzlich ohne Unparteiische aus. Die Spieler:innen, je sieben pro Team stehen sich auf dem Feld gegenüber, leben den „Spirit of the Game“ innerhalb und außerhalb des Platzes. Von all dem kann man sich am kommenden Wochenende (jeweils ab 09:00 Uhr) beim Qualifikationsturnier oder dann Anfang Juni bei den Sport Austria Finals (1./2. Juni) am besten selbst ein Bild machen.