29. MAI – 2. JUNI IN INNS­BRUCK/TIROL

So nah und doch so fern

Obwohl Aqeel Rehman und Daniel Lutz nur wenige Kilometer voneinander entfernt wohnen, trennt die beiden Salzburger doch Welten. Auf der einen Seite Rehman, der sich mit 38 Jahren in der Zielgeraden seiner herausragenden Squash-Karriere befindet, auf der anderen Seite Lutz, der mit 17 Jahren gerade am Beginn einer hoffentlich erfolgreichen Laufbahn steht.

Was die beiden Squash-Asse neben ihrer Leidenschaft für den Sport aber verbindet, ist das große Ziel namens Olympische Spiele. Squash wurde nämlich nach einem jahrzehntelangen Kampf nun endlich ins olympische Programm aufgenommen und feiert 2028 in Los Angeles seine Premiere.

Rehman peilt Olympia an

Und sowohl Rehman als auch Lutz wollen in vier Jahren dabei sein. „Ich spiele seit 20 Jahren professionell Squash und habe schon viele Olympia-Kandidaturen erlebt. Der Traum, bei diesem Event dabei zu sein, war bei mir immer da. Jetzt ist es ein bisschen realistisch, dass ich mich qualifizieren kann“, sagt Rehman. Dass der Routinier von „ein bisschen realistisch“ spricht, hat weniger mit seiner sportlichen Klasse, als mit seinem Alter zu tun.

Denn zum Zeitpunkt von Olympia 2028 ist der Salzburger 42 Jahre alt, wird im selben Jahr 43. Nicht unbedingt ein Alter, in dem man noch im Profi-Zirkus unterwegs ist. „Ich will nicht sagen, dass ich es fix schaffen werde, aber ich möchte mir zumindest die Möglichkeit offenhalten“, sagt Rehman. „Ob ich es dann wirklich schaffe, ob ich dann fit bin oder noch die Nummer eins in Österreich bin, kann man vier Jahre davor nicht sagen. Aber Stand jetzt möchte ich es auf jeden Fall probieren.“

Vergangenes Jahr konnte Daniel Lutz (l.) den Serien-Staatsmeister Aqeel Rehman (M.) fordern, letztlich aber nicht ganz biegen.

Lutz will ins Ausland gehen

Bei Lutz sieht die Lage hingegen etwas anders aus. Das Ausnahmetalent ist in vier Jahren 21 Jahre alt und im besten Alter für Olympia. „Für mich ist die Olympia-Teilnahme definitiv ein großes Ziel“, so der Youngster, der 2025/26 in sein Maturajahr geht, und danach den Sprung ins Ausland anstrebt. „Wenn er wirklich Squash-Profi werden will, muss er ins Ausland gehen“, erklärt Thomas Wachter, Präsident des Österreichischen Squash Rackets Verband.

Auch Rehman empfiehlt seinem Landsmann, das Weite zu suchen, wenn er es mit Squash wirklich ernst meint. „Daniel muss definitiv ins Ausland gehen, wenn er auf professioneller Ebene spielen möchte. Irgendwann stehst du in Österreich an und brauchst Leute, die besser sind. Nur so kann man selbst besser werden.“ Das sieht auch Lutz so und hat bereits ein paar Ideen im Kopf, wo es hingehen könnte. „Die USA oder England wären Optionen. Ich will jedenfalls irgendwo hingehen, wo ich bessere Trainingsmöglichkeiten und -Partner habe, damit ich mich weiterentwickeln kann. In Österreich bin ich schon ziemlich am Limit.“

„Nur Talent alleine reicht nicht“

Limit bedeutet konkret, dass Lutz in Österreich schon gegen alle Top-Spieler gewonnen hat, außer gegen Rehman. Der 17-Jährige konnte den mittlerweile 18-fachen Staatsmeister (Rehman hat seit 2007 alle Titel geholt!) zwar im vergangenen Jahr richtig fordern, den Seriensieger aber im Finale der Sport Austria Finals dann doch nicht biegen. „Man merkt bei besseren Spielern, dass sie ihre Taktik sehr schnell umstellen können. In der Jugend hat man primär eine Taktik, die man meistens das ganze Match durchzieht. Bei den Erwachsenen geht das nicht mehr. Die ändern schnell etwas und man muss selbst komplett umdenken. Die Erfahrung spielt da eine ziemlich große Rolle“, weiß Lutz, was ihm im Vergleich zu Top-Spielern wie Rehman fehlt.

Auf sein herausragendes Talent kann und will er sich nicht verlassen, sondern vielmehr einen ähnlichen Weg wie Rehman gehen. „Nur Talent alleine reicht nicht. Ich stehe fast jeden Tag am Court, trainiere ziemlich hart und gehe jede Woche an meine Limits. Ich will ständig besser werden. Es ist bei mir ähnlich wie bei Aqeel. Er ist ebenfalls jahrelang alleine am Court gestanden und hat immer wieder die gleichen Abläufe trainiert. Der Lohn dafür ist, dass er schon so lange so konstant spielt, das finde ich extrem bewundernswert.“

Rehman sieht für Österreichs Squash schwarz

Auf die Frage, ob er es sich zutraut, in die Fußstapfen seines Salzburger Landsmanns treten zu können, antwortet der Youngster selbstbewusst mit: „Auf jeden Fall!“ Auch Rehman traut Lutz das zu. „Daniel ist ein absoluter Glücksfall, ein richtiges Megatalent. Er hat das Potenzial, auch international erfolgreich zu sein.“ Für den Routinier ist es allerdings ein Wermutstropfen, dass über 20 Jahre vergehen mussten, ehe es im österreichischen Squash wieder ein ähnliches Talent gibt, wie er selbst eines war. Und Rehman glaubt auch nicht, dass sich durch die Perspektive Olympia 2028 viel am Nachwuchsproblem ändert.

„Österreich hat es schon vor 15 Jahren verschlafen, etwas zu verändern. Die Lücke von mir zum Nächsten ist so groß und existiert schon so lange, dass man das für Olympia nicht mehr aufholen kann. Daniel ist ja nur einer – und zwischen ihm und mir liegen 21 Jahre. Es ist keine Substanz da, um Spieler zu entwickeln. Man müsste jetzt beginnen, für Olympia 2032 oder 2036 Spieler heranzuführen.“ Laut dem 38-Jährigen fehle es in Österreich an den Basics. „Es gibt kaum Trainer, kaum Anlagen, zu wenige Spieler, kaum Geld. Ich hoffe, dass es durch Olympia mehr finanzielle Mittel gibt, um an den Grundlagen zu arbeiten. Man muss Trainer ausbilden, Anlagen bauen und viele Kinder zum Squash bringen.“

Lutz hat Plan B in der Schublade

Das Ziel müsse sein, mehr Daniel Lutzes und Aqeel Rehmans zu „produzieren“, damit das österreichische Squash auch künftig international relevant ist. Apropos international: Lutz weiß ebenfalls, dass er in absehbarer Zeit in die Beletage des Squashsports kommen muss. „Wenn man Squash-Profi werden will, muss man in die Platinum-Events reinkommen. Man muss ja auch Geld verdienen, von dem man leben kann.“ Der 17-Jährige ist aber nicht blauäugig, sondern sich dessen bewusst, dass es schwierig wird, vom Squash seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Deswegen hat er auch eine Plan B in der Schublade.

„Ich will mich absichern, indem ich ein Studium absolviere. Falls es mit Squash nicht funktionieren sollte, brauche ich ja eine Alternative. Es wird auf jeden Fall Richtung Physiotherapie oder Sportstudium gehen.“ Die Zukunftsfragen bleiben also spannend und offen. Konkreter sieht da die Gegenwart aus: Lutz und Rehman treten nämlich am Samstag (1. Juni) bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien beim Herren-Mannschaftsbewerb der Bundesliga an. Dort kann man sich hautnah davon überzeugen, warum sie Österreichs beste Squash-Spieler sind.

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