Alles neu bei Sarah Fischer

Sarah Fischer ist Österreichs stärkste Frau. Seit mehr als zehn Jahren feiert sie nationale und internationale Erfolge, das bisherige Highlight war der zehnte Platz bei den Olympischen Spielen in Tokio. Danach lief es nicht ganz nach Wunsch, körperliche und mentale Probleme machten sich in den letzten Jahren bemerkbar. Auch deshalb änderte Fischer einiges: Neuer Wohnort, neuer Trainingsmittelpunkt, neue Gewichtsklasse. Das große Ziel: Die Olympischen Spiele Los Angeles 2026. Auf dem Weg dorthin hat sie sich mehrere Etappenziele gesetzt, neben Welt- und Europameisterschaften die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Rahmen der Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien (18. bis 22. Juni) in Innsbruck.

Trotz ihrer erst 24 Jahre hat Fischer schon einige Jahre Leistungssport hinter sich. Um sich den Traum von den Olympischen Spielen zu erfüllen, wechselte sie vor Tokio in die offene Gewichtsklasse – mit Erfolg. „Für Tokio war es einfacher, weil die internationale Konkurrenz in der offenen Klasse nicht so stark war. Danach hat es sich irgendwie nicht ergeben, dass ich mit dem Gewicht wieder runtergehe“, sagt sie. Bis vor wenigen Monaten.

Neue Gewichtsklasse

„Nach der Weltmeisterschaft in Bahrain im Dezember habe ich mich normal ernährt, ohne auf das Gewicht zu achten. Ich habe sofort vier Kilogramm abgenommen. Dann war mir klar: Mit 90 Kilogramm Körpergewicht brauche ich nicht in der offenen Gewichtsklasse starten, wo andere mit 120 Kilogramm antreten“, so Fischer über den Schritt zurück in die Klasse bis 87 Kilogramm. „Die letzten drei Kilogramm abzunehmen sind dann auch nicht mehr schwierig.“

Bei der in Kürze beginnenden Europameisterschaft in Moldawien (13. bis 21. April) feiert sie ihr Comeback in der Klasse bis 87 kg, es wird aber gleichzeitig ihr letzter Auftritt in dieser Kategorie sein. Der internationale Verband passte die Gewichtsklassen vor kurzem an, ab 1. Juni startet Fischer in der neuen Klasse bis 86 kg. Fischer: „International sind in beiden Klassen ein bis zwei Athletinnen vorne weg, dahinter geht es sehr eng zu. Ich muss mich auf meine Leistung konzentrieren.“

Neues Umfeld

Um die eigene Leistung zu verbessern, veränderte Fischer vor kurzem ihr Trainingsumfeld. Sie zog aus dem Elternhaus in Krems aus, um in Wien Fuß zu fassen. Für Vater Ewald, gleichzeitig ihr Trainer, bedeutete das eine Umstellung. „Ich bin 24 Jahre alt, irgendwann will man von zu Hause weg. Dadurch, dass der Papa mein Trainer ist, war es nicht so leicht. Am Anfang war es für ihn ein Schock, mittlerweile findet er es cool, wie ich das mache. Er unterstützt mich weiterhin.“

Einmal pro Woche trainiert Fischer im Olympiazentrum Niederösterreich in St. Pölten, einmal pro Woche in Krems. Das restliche Training absolviert sie in Wien. Jedoch nicht in einem Vereinslokal, sondern im „Das Gym“. Dabei handelt es sich um ein Fitnessstudio, in dem neben regulärem Fitnesstraining auch Crossfit, Bodybuilding und Gewichtheben trainiert werden kann. Fischer: „Alle Sparten kommen zusammen, jeder respektiert jeden. In Krems war ich immer allein, hier sind ständig Leute, auch andere Gewichtheber. Für die Motivation war das ein großer Boost.“

Laut Fischer ein Vorzeichen für einen möglichen Generationenwechsel im Gewichtheben. „Die Alteingesessenen würden niemals im Das Gym trainieren, weil es für einige Gewichtheben nur in einem Vereinslokal geben kann. Hier spielt laute Musik, die Leute posen, auch mein Vater schaut manchmal ganz ungläubig, wenn er beim Training dabei ist. Inzwischen merke ich aber, dass es ihm immer besser gefällt.“

Durch das neue Trainingsumfeld habe Fischer die Leidenschaft für den Sport wieder gefunden. „In jungen Jahren habe ich viel gewonnen, national hatte ich sowieso kaum Konkurrenz. Ich hatte nicht immer das Gefühl, dass ich das alles für mich mache. Jetzt bin ich auf mich allein gestellt, keiner sagt mir, dass ich zum Training muss. Da habe ich gemerkt: Ich brenne nach wie vor für das Gewichtheben und will es mehr denn je.“

Neue Erfahrung

Unzählige Erfolge konnte Fischer bereits feiern, sie lernte aber auch die Schattenseiten kennen. „2022 hatte ich mit Rückenproblemen zu kämpfen, es wurde ein doppelter Bandscheibenvorfall festgestellt. 2023 habe ich mich fast schon damit abgefunden, dass aus der Olympia-Teilnahme in Paris nichts wird. Es schien unmöglich, plötzlich wurde es doch knapp – aber es hat nicht gereicht.“

Die Bilder aus Paris gingen um die Welt, erreichten Fischer aber nicht. „Ich musste Instagram löschen, weil ich nichts von den Olympischen Spielen mitbekommen wollte. Es tat so weh, nicht dabei zu sein und das zu erleben“, erinnert sie sich. „Ich habe mir dann gedacht: Bis September bade ich in Selbstmitleid, danach gehe ich es wieder an. So habe ich es durchgezogen.“

Neue Ziele

Das Ziel für die EM? „Wenn man es an einer Platzierung festhalten mag, dann Top-5. Es liegt alles eng zusammen, ein Kilogramm kann über eine Medaille entscheiden.“

Bis zur WM im Oktober ist die Saison durchgeplant. Im Kalender dick unterstrichen sind die Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien, wo die Österreichischen Staatsmeisterschaften der Damen in Rum stattfinden. „Es war letztes Jahr sehr cool, ein äußerst gelungenes Event. Es waren die besten Staatsmeisterschaften für uns.“

Das Feeling in Innsbruck kam jenem von Olympischen Spielen, wenn auch in kleinerer Dimension, schon sehr nahe. „Ich war in Innsbruck unterwegs, habe mir einen Kaffee geholt, und an jeder Ecke war Werbung für die Sport Austria Finals. Ich finde es wunderschön, wenn man dieses Flair in einer Stadt erlebt. Heuer will ich unbedingt auch bei anderen Sportarten zuschauen.“

Apropos Olympische Spiele: Nach dem Hoch in Tokio und dem Tief vor Paris will Fischer 2028 wieder hoch hinaus. „Ich sage das ganz bewusst: Ich will nach Los Angeles. Das war mir gleich klar, als ich Paris verpasst habe. Einerseits ist es weit weg, andererseits ist es gefühlt übermorgen. Ich halte mir das bei jedem Training vor Augen.“

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