Squash erlebt unverhoffte Renaissance

Der Squashsport hatte es in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten nicht wahnsinnig leicht. Nach dem großen Boom in den 1980er-Jahren folgte Ende der 1990er der noch größere Abstieg. Viele Squashcourt-Betreiber trugen der immer schwächer werdenden Nachfrage Rechnung und widmeten die Räume zu Fitnessstudios um.

„Vom wirtschaftlichen Aspekt muss man das auch verstehen“, erklärt ÖSRV-Präsident Thomas Wachter und führt als Beispiel Graz an, wo die Sport Austria Finals drei Jahre (2021-2023) stattfanden. „Als ich in den 1990er-Jahren dort Bundesliga gespielt hab‘, gab es im Umfeld von Graz fast 100 Courts. Mittlerweile haben wir gerade noch drei Anlagen in Graz.“

Zwei ÖSRV-Hoffnungen mit Potenzial

Die mangelnde Infrastruktur wirkte sich auch dementsprechend auf die Präsenz von österreichischen Squash-Spieler:innen auf internationaler Ebene aus. Bis auf Aqeel Rehman, der seit über 20 Jahren die rot-weiß-rote Fahne hochhält, und Birgit Coufal waren Top-Spieler:innen in den vergangenen 15 Jahren Mangelware. Ohne Breite keine Spitze, ohne Spitze keine Breite. Ein Teufelskreis. Der aber durchbrochen werden könnte. Denn Squash ist dabei, in Österreich eine kleine Renaissance zu erleben. Zwar sieht es infrastrukturell nicht recht viel besser aus, dafür gibt es in der Spitze erfreuliche Entwicklungen.

Mit Jacqueline Peychär und Daniel Lutz hat der Österreichische Squash Rackets Verband nämlich zwei Asse im Ärmel, die Österreich in Zukunft noch viel Freude machen werden und auch schon gemacht haben. „Sie haben beide das Potenzial für die Top-50 der Weltrangliste“, so Nationaltrainer Heribert Monschein über seine beiden Schützlinge. Gerade bei Peychär merke man, dass sie nun den vollen Fokus auf Squash gelegt hat bzw. legen konnte. „Sie ist erst seit Juli vergangenen Jahres beim Heeressport und damit Vollzeit als Squash-Profi unterwegs. Davor war sie Physiotherapeutin und musste nebenbei arbeiten. Das ist für ein Profi-Metier natürlich nicht ideal. Jetzt kann sie sich voll auf den Squashsport konzentrieren“, erklärt Monschein.

Jacqueline Peychär ist Österreichs große Hoffnung im Damen-Squash.

Mentaler Bereich als größter Hebel

Für die 29-Jährige ist es mittlerweile fast unvorstellbar, wie sie ihr „altes“ Leben gemeistert hat. „Rückblickend weiß ich gar nicht mehr, wie sich das alles ausgegangen ist“, lacht Peychär. „Es ist schon ein gigantischer Unterschied zu vorher. Es fällt viel Stress und Zeitdruck weg – das Zeitmanagement ist jetzt viel einfacher. Auch finanziell ist der Druck weg, das ist eine riesige Entlastung.“ Jetzt müssen sich nur noch mehr sportliche Erfolge einstellen. Peychär ist oft dran, den nächsten Schritt zu gehen, scheitert dann aber immer wieder an sich selbst. „Der größte Hebel bei Jacqui liegt im mentalen Bereich. Sie muss die Trainingsleistungen ins Match transferieren – da hat sie aktuell zu viele Ups and Downs. Aber das wird mit zunehmender Spielpraxis besser“, ist Monschein zuversichtlich, dass Peychär mit Ende 2025, Anfang 2026 an die Top-50 der Weltrangliste anklopfen kann.

„Manchmal fehlt – vielleicht auch unterbewusst – das Selbstvertrauen oder der Fokus, der in wichtigen Momenten woanders hingeht. Dann beginnt der Kopf zu denken. Wenn das Selbstbewusstsein da ist, werde ich viele Partien, die ich jetzt noch verliere, auch gewinnen“, weiß Peychär um ihr Potenzial. Von den Top-50 will sie im Gegensatz zu ihrem Nationaltrainer aber noch nicht sprechen. „Aktuell ist es schon ein Fortschritt, wenn ich meine Weltranglistenplatzierung halte, weil die Dichte im Damen-Squash einfach so hoch ist. Ich bin auch immer noch im Anpassungsmodus, dass ich jetzt Vollzeit als Squash-Profi unterwegs bin.“

Dani bringt alles mit: Er hat die körperlichen Voraussetzungen, er bewegt sich gut und er „sieht“ vor allem gut. Das räumliche Sehen, also, dass du früh genug erkennst, was der Gegner spielen will, ist beim Squash sehr wichtig. Zudem ist er auch irrsinnig schnell und beweglich

Nationaltrainer Heribert Monschein über Daniel Lutz

Matura, Bundesheer, Squash-Profi

Davon ist Daniel Lutz noch etwas weiter entfernt. Der Salzburger befindet sich aktuell im Maturajahr und muss im Herbst zum Bundesheer. Sollte er dort erwartungsgemäß im Heeressport aufgenommen werden, möchte er so wie Peychär als Profi durchstarten. Aktuell spielt er überwiegend Jugend-Turniere, so wie vor kurzem die U19-Europameisterschaft in Prag, bei der er starker Neunter wurde. Lutz erlitt im gesamten Turnierverlauf nur eine Niederlage – gegen die Nummer eins und späteren Europameister Amir Khaled-Joussein (FRA). „Auch da kann ich mit meiner Leistung zufrieden sein, auch wenn ich letztlich verloren habe. Die Rallys waren allesamt sehr knapp“, resümiert Lutz.

Fast alle Squash-Experten in Österreich sind sich einig: Lutz ist das seit Jahrzehnten größte heimische Talent. „Dani bringt alles mit: Er hat die körperlichen Voraussetzungen, er bewegt sich gut und er „sieht“ vor allem gut. Das räumliche Sehen, also, dass du früh genug erkennst, was der Gegner spielen will, ist beim Squash sehr wichtig. Zudem ist er auch irrsinnig schnell und beweglich“, analysiert Monschein und nennt zugleich auch jene Bereiche, in denen Lutz Luft nach oben hat. „Er muss noch die Kaltschnäuzigkeit und Ruhe am Court kriegen. Und lernen, zum richtigen Zeitpunkt zu attackieren. Er spielt oft zu brav.“

Auch Lutz weiß, dass er sich steigern muss, will er künftig bei den „Großen“ mithalten. „Wenn du von den Junioren zu den Erwachsenen umsteigst, ist es wichtig, dass du das Tempo mitgehen kannst und den Spielaufbau richtig hinbekommst. Du kannst nicht mehr irgendetwas ausprobieren und hoffen, dass man gewinnt. Du musst schlau spielen und wissen, wie du die Taktik umstellst, wenn es nötig ist. Bei den Erwachsenen kann sich die Taktik unterm Satz ändern, da musst du schnell reagieren.“

World Games als großes Highlight

Wie weit Peychär und Lutz tatsächlich sind, können sie im Sommer auf großer Bühne zeigen. Denn Squash ist erstmals bei den World Games dabei, die dieses Jahr im chinesischen Chengdu (7. – 17. August) stattfinden. „Die Teilnahme an den World Games bedeutet uns sehr viel. Es ist eine offizielle Beschickung des Sportministeriums mit Sport Austria und wir waren noch nie bei so einem Event dabei. Alleine die Einkleidung und die Verabschiedung durch den Bundespräsidenten bedeutet für uns als Sportart eine riesige Reputation“, fiebert Monschein dem großen Highlight bereits entgegen.

Auch Österreichs Damen-Nummer-1 kann es kaum noch erwarten, bis sie in China antreten darf. „Ich freue mich brutal auf die World Games. Es ist auch ein bisschen ein Reinschnuppern in ein Großereignis und immer eine große Ehre, Österreich vertreten zu dürfen.“ Auch Lutz ist bereits voller Vorfreude. „Als ich gehört habe, dass ich eine Wildcard bekomme, war ich glücklich und überrascht zugleich. Es wird eine coole Erfahrung, dort gegen die Profis zu spielen.“

Mir hat es schon einen großen Push gegeben, als ich erfahren habe, dass Squash olympisch ist. Der Gedanke daran schwingt eigentlich jeden Tag mit. Auf diesem großen Ziel baut alles auf, ansonsten wäre es auch nicht möglich gewesen, dass ich beim Heeressport bin.

Peychär über die erstmalige Olympia-Teilnahme 2028

Erstmaliger Olympia-Traum bereits präsent

Die nächste große und definitiv größte Bühne, die es im Sport gibt, wollen dann beide in gut drei Jahren betreten. Denn Squash hat es nach mehreren Anläufen endlich geschafft und wird 2028 in Los Angeles erstmals bei Olympischen Spielen dabei sein. „Wir wissen noch nicht, ob wir uns wirklich qualifizieren können, weil es vom World-Squashverband noch keine Richtlinien gibt. Aber alleine, dass Squash 2028 dabei ist, ist irre und eine Riesenchance“, weiß der Nationaltrainer, der die „Auswirkungen“ der Olympischen Spiele bereits jetzt spürt. „Bei uns im Verband sind die Olympischen Spiele natürlich schon präsent. Wir haben das Trainingskonzept etwas verändert, das heißt, ich arbeite als Nationaltrainer überwiegend mit Dani und Jacqui. Wir absolvieren sehr viele Einzelstunden, das hatten wir vorher in dieser Intensität nicht.“

Auch die rot-weiß-roten Hoffnungen können nicht leugnen, dass die fünf Ringe schon unterbewusst ein Thema sind. „Mir hat es schon einen großen Push gegeben, als ich erfahren habe, dass Squash olympisch ist. Der Gedanke daran schwingt eigentlich jeden Tag mit. Auf diesem großen Ziel baut alles auf, ansonsten wäre es auch nicht möglich gewesen, dass ich beim Heeressport bin“, sagt Peychär. „Für mich ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen ebenfalls ein großes Ziel. Das wäre schon ein Traum, da dabei zu sein“, pflichtet Lutz seiner ÖSRV-Kollegin bei.

Peychär-Heimspiel bei den Sport Austria Finals

Einen kleinen Vorgeschmack auf Olympia bekommen die Beiden immerhin dieses Jahr bei den World Games und davor bei den Sport Austria Finals in Innsbruck, wo sowohl Lutz als auch Peychär im Rahmen des Mannschaftsbewerbs der Bundesliga im Einsatz sind. Gerade für die gebürtige Innsbruckerin Peychär sind die Spiele in der Heimat etwas Besonderes.

„Daheim zu spielen, ist immer total lässig. Ich bin ja nicht mehr so oft daheim, darum freue ich mich umso mehr, wenn ich mal wieder in Innsbruck sein und spielen kann. Außerdem finde ich die Sport Austria Finals total genial, weil es in die ganze Stadt eine andere Stimmung reinbringt. Wenn so viele Sportler:innen auf einem Haufen sind, herrscht eine ganz eigene Aura. Mir taugt es, wenn so viele gleich Verrückte an einem Platz sind.“

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