Im Alter von 13 Jahren trieb die Neugierde am Kampfsport Valentin Kassarnig zum Kickboxen. Gemeinsam mit einem Freund wurde daraufhin sehr schnell ein Probetraining absolviert, und das erfüllte definitiv seinen Zweck. Seit nunmehr 18 Jahren ist der Steirer bei seinem Verein ASKÖ KBC Graz und hat in seiner Karriere schon viel erleben dürfen. „Es hat mir damals sofort gefallen und ich bin hängen geblieben. So ist es wohl bei vielen Kindern und Jugendlichen, von dem her ist das ein klassischer Start. Kickboxen ist einfach ein vielseitiger Sport, bei dem man ständig an sich arbeiten muss. Ich liebe den direkten Vergleich. Man sieht schnell, wer der bessere bzw. stärkere Athlet ist. Das ist das, was mich seit vielen Jahren an dieser Sportart fasziniert und einen unglaublichen Reiz auf einen ausübt“, blickt Kassarnig an seine Anfänge zurück
Das Ende einer Titelserie
Der 31-Jährige konnte in den letzten Jahren sehr viele tolle Erfolge feiern, doch einer ist ganz besonders im Gedächtnis hängen geblieben. „Der emotionalste Moment war mit Sicherheit der Gewinn des Staatsmeistertitels 2019. Ich habe in den Jahren davor in meiner Klasse schon oft den Titel gewonnen, aber 2019 bin ich in einer niedrigeren Gewichtsklasse angetreten und wollte mich auf neue Gegner einlassen. Im Finale konnte ich mich dann gegen den langjährigen Staatsmeister durchsetzen, gegen den ich davor fünf Mal am Stück verloren habe. Ich lag zwei Runden lang in Rückstand und konnte in der letzten Runde den Kampf in meiner Richtung drehen und einen unglaublich schönen Moment genießen. Jemanden nach 15 Titel in Serie zu schlagen, passiert einem nicht jeden Tag. Das macht etwas mit einem und erfüllt einen mit viel Stolz“, strahlt der Steirer, als er von seinem Moment berichtet.
European Games als großes Ziel
Nun ist Kassarnig aber wieder in seine alte Gewichtsklasse (bis 79kg) zurückgekehrt. Ein taktischer Wechsel in Hinblick auf die European Games im polnischen Krakau 2023, wo nicht alle Klassen vertreten sein werden. Demnach muss das Kickbox-Ass im November bei der Europameisterschaft in der Türkei performen, da werden nämlich die Plätze für das große Highlight im nächsten Jahr vergeben. „Mein Ziel ist es ins Finale zu kommen. Das würde dann auch bedeuten, dass ich mich frühzeitig für die European Games qualifizieren könnte. Meine Jahresplanung ist so ausgelegt, dass ich meinen Peak im November habe, auch wenn es davor mit Turnieren sehr viele Fragezeichen gibt. Der erste große internationale Wettkampf in Athen im April wurde bereits abgesagt“, gibt der Steirer, der sich nach seinem Informatikstudium vor zweieinhalb Jahren mit einer Softwarefirma selbstständig gemacht hat, einen kleinen Ausblick.
Der Kampf gegen das Klischee
Oftmals muss man sich im Kick- bzw. Thaiboxen mit Klischees auseinandersetzen und die eigene Sportart verteidigen, da sie schnell einmal als brutal abgestempelt wird. Doch so schlimm, wie viele Leute glauben, ist es in der Praxis aber nicht: „Wir sind sicher keine Schläger-Typen, die brutal sind. Es trifft eher das Gegenteil zu. Man braucht in unserem Sport sehr viel Disziplin, um erfolgreich sein zu können und Ruhe. Man darf seine Taktik nicht über Bord schmeißen, sondern sollte immer einen kühlen Kopf bewahren und unemotional an die Kämpfe herangehen. Ab und zu geht es aber doch etwas rauer zu und es fließt ein wenig Blut, aber es ist ein schöner und sauberer Sport. Man muss sehr lange trainieren, um in einer guten körperlichen Verfassung zu sein, da die Kämpfe sehr intensiv sind. Wer nicht bereit ist, viel Arbeit hineinzustecken, wird stehen bleiben und nicht weiterkommen.“
Persönliche Sport Austria Finals-Premiere
Die Premiere der Sport Austria Finals powered bei Intersport & Holding Graz verpasste Kassarnig 2021 nach einer überstandenen Corona-Infektion, nahm am Multi-Sportevent allerdings als Coach teil und konnte sich somit selbst einen guten Eindruck machen. „Die Stimmung war sehr gut und die Organisation wurde professionell auf die Beine gestellt. Auch die Rahmenbedingungen rund um die Corona-Pandemie konnten gut gemeistert werden. Das Niveau war sehr gut, das hat mich nach der langen Pause schon etwas überrascht – aber es war eine super Werbung für unseren Sport“, berichtet der Steirer und ergänzt: „2022 werde ich fix teilnehmen, wenn ich gesund und fit bleibe. Die Zielsetzung ist für mich klar: Ich möchte den Staatsmeistertitel im Leichtkontakt holen. Man darf diese Wettkämpfe aber nicht auf die leichte Schulter nehmen, da sehr viele gute Athleten am Start sein werden. Jonas Lautenschlager hat letztes Jahr gewonnen und ist einer der härtesten Konkurrenten, auch wenn er gerade einmal aus dem Junioren-Bereich rausgekommen ist. In Ungarn konnte der Niederösterreicher in dieser Altersklasse schon einen World Cup 2021 gewinnen.“
„Es ist eine Challenge“
Während sich viele AthletInnen nur auf ihren Sport konzentrieren können, hat Kassarnig eine intensive Doppelbelastung zu managen. „Der Amateur-Leistungssport ist wohl das härteste, was es gibt. Im Endeffekt versucht man zwei Vollzeitjobs miteinander zu vereinen. Als Selbstständiger ist man zwar in der Zeitgestaltung zwar ein wenig flexibler, aber es ist eine Challenge, das alles unter einen Hut zu bekommen. Die Wochenenden sind sowieso mit dem Sport verplant und während der Woche, legt man die Trainings vor die Arbeit, oder hängt es hinten dran“, sagt der 31-Jährige, der in der wenigen Freizeit gerne die Sauna aufsucht – ein Ort, wo er perfekt Abschalten und seine Akkus wieder aufladen kann.